Lexikon der Ernährung: Taenia
Taenia, Gattung innerhalb der Klasse der Cestoden (Cestoda), Ordnung Cyclophyllida, Familie Taeniidae. Die Mitglieder der Gattung T. sind Darmparasiten von Säugetieren mit ca. 40 beschriebenen Arten, wobei viele mit Mensch, Hund und Nutztieren kosmopolitisch verbreitet wurden. Als Dünndarmparasiten des Menschen (Erreger der Taeniasis) werden T. saginata, T. solium und T. asiatica beschrieben (Tab.).
Taenia: Tab. Für den Menschen pathogene Arten der Cestodengattung.
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Taenia asiatica | Mensch, Schwein, Wiederkäuer und Affen | Mensch | In Südostasien und evtl. in Afrika verbreitet, wird als eine Subspecies von T. saginata angesehen. | ||
Taenia multiceps | Syn. für Multiceps multiceps | ||||
Taenia saginata Rinderbandwurm, Rinderfinnenbandwurm, Taeniarhynchus saginatus | Rind und Büffel, nach Ergebnissen der Fleischuntersuchung in verschiedenen Ländern Zentraleuropas sind ca. 1–2 % aller Schlachtrinder mit Larvalstadien nur schwach befallen. Diese Werte können bei Rindern aus der Intensivhaltung deutlich höher liegen. | Mensch | Erreger der Taeniasis. Ein 4–12 m langer Bandwurm, der wie auch T. asiatica einen unbewaffneten Scolex aufweist und im Dünndarm des Menschen (Endwirt) parasitiert. Er ist weltweit verbreitet und es wird mit ca. 50 Millionen infizierten Personen gerechnet. In Zentraleuropa liegt zur Zeit nur eine geringe Prävalenz in der Bevölkerung vor. In Deutschland kommt der Rinderfinnenbandwurm bei ca. 0,5–1,2 % der Menschen vor. In hochendemischen Regionen anderer Kontinente sind weitaus höhere Befallsraten bekannt. Auf Grund der hohen Stabilität des Entwicklungszyklus von T. s. bedingt u. a. durch die lange Lebensdauer des Parasiten im Darm des Menschen (bis zu 30 Jahre), seine hohe Eiproduktion (50.000–100.000 Eier pro Bandwurmglied) und der Ausscheidung von 1–3, maximal bis 15 Gliedern pro Tag, sowie ihrer hohen Widerstandsfähigkeit, reichen wenige Bandwurmträger zur Aufrechterhaltung des Zyklus aus. Der reife Wurm lebt angeheftet im oberen Dünndarm und bildet täglich sechs bis neun Proglottiden, die nach Abtrennung mit dem Stuhl ausgeschieden werden. Nach Aufnahme durch das Rind, schlüpft in dessen Darm die Oncosphäre, bohrt sich durch die Darmwand, wird auf hämatogenem Weg verbreitet und siedelt sich vor allem in der Kau-, Zungen-, Zwerchfell- und Herzmuskulatur an. Rinder infizieren sich durch ungenügend geklärte Abwässer, die, in Flüsse geleitet, Weideflächen überfluten oder direkt zur Beregnung genutzt werden. Die Finne (Cysticercus) wird nach ca. 10 Wochen infektiös. Bei Aufnahme von rohem oder unzureichend zubereitetem, finnenhaltigem Muskelfleisch von Rindern durch den Mensch wird der Bandwurmkopf frei, stülpt sich aus, heftet sich an die Dünndarmwand und beginnt mit der Bildung von Proglottiden. Zwölf Wochen nach der Infektion des Endwirtes werden erste reife Endglieder ausgeschieden. | ||
Taenia solium Schweinefinnenbandwurm, Schweinebandwurm | Mensch, Schwein | Mensch | Erreger der Taeniasis solium (Taeniasis) und der Cysticercose. Der nur im Darm des Menschen geschlechtsreif werdende T. s. wird 3–5 m lang, weist einen Scolex mit 4 Saugnäpfen und doppeltem Hakenkranz auf. Der Schweinefinnenbandwurm besitzt keine streng ausgeprägte Spezifität für einen Zwischenwirt, wenn auch das Schwein bevorzugt wird. T. s. kommt in Zentraleuropa nur noch sporadisch vor, tritt jedoch regional gehäuft in Ländern mit einem geringen Hygienestandard auf, in denen Freilandhaltung von Schweinen üblich ist und Schlachtungen ohne tierärztliche Überwachung durchgeführt werden sowie keine oder nur eine ungenügende Abwasserreinigung stattfindet. Hauptendemiegebiete für den kosmopolitisch verbreiteten Bandwurm sind vor allem Osteuropa, Lateinamerika, Asien und Afrika. Menschen infizieren sich mit den Finnen (Cysticercus) von T. s. durch den Verzehr von Schweinefleisch und werden so zu Bandwurmträgern. Die freiwerdende Finne heftet sich an die Darmschleimhaut und bildet Proglottiden, die 9–10 Wochen nach der Infektion im Stuhl nachweisbar sind. Die Lebensdauer des Wurmes, der eine Taeniasis solium verursacht, beträgt viele Jahre. Nach Aufnahme der Eier durch das Schwein kommt es zur Freisetzung der Oncosphäre, die mit dem Blut vor allem in die Skelettmuskulatur, ferner in Leber, Lunge und Gehirn gelangt, wo sich nach drei bis vier Monaten eine infektiöse Finne (Cysticercus) entwickelt. Zusätzlich kann auch der Mensch bei Aufnahme von Eiern (exogene Autoinfektion) Träger von Finnen werden, die einen ausgesprochenen Neurotropismus zeigen. Das führt zur Cysticercose des Menschen, die im Vergleich zur Taeniasis solium viel gefährlicher ist. Der Mensch kann also zugleich Zwischen- und Endwirt für T. s. sein. |
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