Lexikon der Geographie: Globus
Globus[lat.=Masse, Ball, Kugel], dreidimensionale, verkleinerte kartographische Modelle der Erde, eines anderen Weltkörpers oder der scheinbaren Himmelskugel. Im Gegensatz zur Karte ist bei einer Projektion der Erdoberfläche auf eine Kugel eine annähernd flächentreue Darstellung möglich. In analoger, "materieller" Form sind dies Kugeln aus Holz, Metall, Pappe, Glas oder Kunststoff, die mit einem dem Verkleinerungsmaßstab entsprechend generalisierten Kartenbild versehen sind. In digitaler, "immaterieller" Form sind es die in jüngster Zeit mithilfe digitaler Techniken möglich gewordenen Präsentationen von virtuellen Globen am Bildschirm. Meist sind die realen Globen in einem Gestell so befestigt, dass sie um die eigene Achse – gegen die Senkrechte um 23° 27' geneigt – drehbar sind. Globen haben i.d.R. kleine Maßstäbe. Die gebräuchlichsten Größen mit Durchmessern von 20-50 cm entsprechen bei dem Erddurchmesser von ca. 12.700 km Globenmaßstäben von ca. 1:64 Mio. bis 25 Mio. Darüber hinaus gibt es Miniaturgloben mit Durchmessern von wenigen Zentimetern bis zu Riesengloben. Der älteste erhaltene Erdglobus, der "Erdapfel" des Nürnbergers Martin Behaim (1459-1507) von 1492 hat einen Durchmesser von 51 cm. Das Kartenbild der Globen zeigt meist die physische Erdoberfläche (physische Globen) entweder durch farbige Höhen- und Tiefenschichten oder in jüngerer Zeit auch durch "naturnahe" Einfärbung der Landschaftsgürtel sowie der Hochgebirgs- und Eisregionen der Erde, z.T. kombiniert mit plastisch wirkenden Reliefschummerungen. Der stärkeren Wirkung des Reliefs dienen diese Reliefgloben. Wegen der dabei unumgänglichen starken Überhöhung wird allerdings ein Vergleich des Reliefs mit der Gesamtform des Erdkörpers verfälscht. Die ebenfalls weit verbreitete Darstellung der politischen Verhältnisse der Erde durch Grenz- bzw. Flächenkolorit kann auf Leuchtgloben mit dem physischen Kartenbild kombiniert werden. Auch zu anderen Themen sind Globen hergestellt worden (Klimaglobus, tektonischer Globus, Globus der Naturgefahren).
Hinsichtlich der Herstellung von Globen kann man die Einzelanfertigung als Manuskriptgloben sowie die Klein- und Großserien- und die heutige Massenproduktion unterscheiden. Ursprünglich wurden 12 bis 18 (seltener 24) Globensegmente ("Zweiecke") von je 30-20° (15°) Länge in Einzelstreifen auf eine Kugel geklebt, wobei durch unterschiedliche Anfeuchtung und entsprechenden Papierverzug eine weitgehende Anpassung der ebenen Streifen an die sphärische Oberfläche des Globus erreicht wurde; an den Polen brachte man häufig spezielle kreisförmige Polkappen auf. Anschließend wurden die Globen handkoloriert, seit etwa 1500 wurde das Kartenbild vorher meist gedruckt, zunächst von Holzstöcken, dann von Kupferplatten. Erst die Einführung der Farblithographie im 19. Jh. beschleunigte und verbilligte die Herstellung von Globen bei infolge von Schulreformen und Interesse an Entdeckungsreisen stark gestiegenem Bedarf. Neben der auch heute noch üblichen Klebetechnik entwickelte sich durch den Einsatz von thermoplastischen Kunststoffen die heutige Massenproduktion. Das auf zwei für die Nord- und Südhalbkugel getrennten Kreisflächen gezeichnete Kartenbild wird im mehrfarbigen Offsetdruck auf eine Folie gedruckt und dann im sog. Tiefziehverfahren in zwei Halbkugelformen gebracht, die zur Kugel zusammengefügt werden. Bei der Zeichnung müssen die verschiedenen Dehnungswerte bei der Umformung der ebenen Kreisfläche in eine Halbkugeloberfläche (Verhältnis 1:2) hinsichtlich Form, Strichstärke, Schrift, Farbgebung usw. berücksichtigt werden.
Ursprünglich überwiegend für wissenschaftliche Zwecke benutzt, wurden Globen im Lauf der Zeit v.a. für didaktische Zwecke eingesetzt. Mit wenigen Einstellungen an der im Fuß angebrachten Jahresskala lassen sich z.B. am Leuchtglobus Tag- und Nachtteilung, Dämmerungszonen, Tageslängen, Ortszeiten usw. erkennen und die Entstehung der Jahreszeiten, die Notwendigkeit von Zeitzonen u.a. demonstrieren.
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