Lexikon der Geowissenschaften: Eisenerzlagerstätten
Eisenerzlagerstätten, natürliche, abbauwürdige Anreicherungen von Eisenerz. Von den Eisenmineralien sind für den Abbau bedeutend Magnetit (Fe3O4) und Hämatit (Fe2O3); weniger bedeutend sind Titanomagnetit, Limonit (FeOOH), Siderit (FeCO3) und Chamosit (ein eisenreicher Chlorit, Chlorit-Gruppe). Von großer Wichtigkeit sind die im Präkambrium (2,6-1,8 Mrd. Jahre) sedimentär entstandenen Quarzbändererze, die unter verschiedenen Namen bekannt sind (Banded Iron Formation, Itabirit) und auf allen Kontinenten angetroffen werden. Bei Lagerstättengrößen von Hunderten Millionen bis Milliarden Tonnen beschränken sich die Abbaue bisher im wesentlichen auf die Reicherzzonen mit Eisen-Gehalten von meist deutlich über 60%. Eisenerze treten als liquidmagmatische Ausscheidungen von Magnetit bzw. Titanomagnetit in Schlieren, Linsen und Bändern bei der Differentiation von basaltischen Schmelzen in größeren Plutonen auf, wobei der Magnetit mehr an Dunite bis Gabbros und der Titanomagnetit an Anorthosite gebunden ist. Der Titangehalt ist für die Verhüttung hinderlich, jedoch sind die Erze z.T. wegen ihres Vanadiumgehaltes wichtig (z.B. im Bushveld-Komplex; Vanadiumlagerstätten). Die Eisenerzgewinnung ist dann teilweise ein Nebenprodukt der Gewinnung von Ilmenit (Titanerzlagerstätten). Zur liquidmagmatischen Lagerstättenbildung gehört auch die Anreicherung von Magnetit, der aus manchen Carbonatiten gewonnen oder mitgewonnen wird (z.B. auf der Kolahalbinsel, Rußland). Weiterhin wird Magnetit in kontaktmetasomatischen (Kontaktmetasomatose) Skarnlagerstätten abgebaut, z.B. seit über 250 Jahren in Cornwall, Pennsylvania (USA), dem ältesten Bergwerk Nordamerikas, und Sarbai in Kasachstan, der größten Skarnlagerstätte. Zu den vulkanogenen Oxidlagerstätten zählen die metamorphen Magnetit-Hämatit-Apatit-Erze von Kiruna und Gällivara in Nordschweden mit einem phosphorarmen und einem phosphorreichen Erztyp im größten Untertagebetrieb (Tiefbau) der Welt, deren Deutung mehrfach gewechselt hat. Mit Vulkaniten verknüpft finden sich entsprechende Erze in Schlotform in verschiedenen Vorkommen im Bafq-Distrikt im Iran wie auch als Laven im Norden von Chile. Von den hydrothermalen Bildungen sind die Vererzungen mit Siderit als metasomatische Verdrängungen von Kalken, mit örtlichen Verwitterungsumbildungen zu Limonit und Hämatit, noch von lokaler Bedeutung (z.B. der Erzberg in der Steiermark). Nicht mehr abgebaut werden die Ganglagerstätten mit Siderit (Siegerland) und Hämatit (in verschiedenen Bereichen des variszischen Grundgebirges, v.a. im Harz). Bei den sedimentären Eisenerzen stehen eisenreiche Laterit-Krusten teilweise in Abbau (wichtigste Lagerstätte Conakry, Guinea). Problematisch sind hierbei der hohe Al2O3- und Wassergehalt. Als Basalteisenstein wurden solche Erze früher im Vogelsberg abgebaut. Weiterhin werden magnetithaltige Strandseifen abgebaut (z.B. in Japan und Neuseeland). Wegen geringer Gehalte, einer z.T. komplizierten Mineralogie, die bei der Aufbereitung von Nachteil ist, und schwierigerer Abbaubedingungen haben die auf das Phanerozoikum beschränkten oolithischen Eisenerze ihre Bedeutung verloren, wenn auch die nur noch als Ressourcen zu wertenden Vorräte mit vielen Milliarden Tonnen in einer den Quarzbändererzen vergleichbaren Größenordnung liegen. In Europa sind sie vor allem in Schichten des Jura anzutreffen mit den bekannten Vorkommen der Minette von Lothringen und Luxemburg, in Deutschland u.a. an der Schwäbischen Alb und in Norddeutschland, dort auch in der Kreide und z.T. in Übergängen zu den Trümmereisenerzen (aufgearbeitete limonitische Konkretionen) von Salzgitter. Bedeutungslos sind inzwischen auch die Karst-Vererzungen mit limonitischen Bohnerzen wie auch die an spilitisierte (Spilitisierung) Vulkanite des Paläozoikums gebundenen Lahn-Dill-Erze. [HFl]
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