Lexikon der Optik: Wienersche Interferenzen
Wienersche Interferenzen, von O. Wiener beobachtete Interferenzen, die durch Überlagerung einer senkrecht auf einen Spiegel fallenden Welle mit der reflektierten Welle entstehen. Dabei bilden sich stehende Wellen aus. Die Bäuche der elektrischen Feldstärke liegen in Ebenen, die die Abstände (n+1/2)·λ/2 (n=0,1,2,...) mit λ als der Wellenlänge des Lichtes zur Spiegeloberfläche haben (elektromagnetische Welle).
Wiener legte ein photographisch sensibilisiertes Kollodiumhäutchen, das auf der Unterseite einer Glasplatte angebracht war, unter einem äußerst kleinen Winkel δ auf den Spiegel und fand eine periodische Schwärzungsfolge, deren Maxima mit den genannten Ebenen zusammenfielen. Dank der Schräglage der photographischen Schicht war der Abstand der Maxima um den Faktor 1/δ gegenüber dem Abstand der Ebenen vergrößert und damit von makroskopischer Größe. An den Knotenflächen der elektrischen Feldstärke, wo die Bäuche der magnetischen Feldstärke liegen, fand keine Schwärzung statt. Damit wurde gezeigt, daß die elektrische Feldstärke photographisch wirksam und daher für die Lichtstärke maßgeblich ist.
Auf dem Prinzip der W. I. beruht die Lippmannsche Farbenphotographie. G. Lippmann verwendete dazu eine feinkörnige Photoplatte, die er auf eine Quecksilberoberfläche legte. Bei senkrechter Belichtung bilden sich an den Bäuchen der stehenden Wellen parallele Silberschichten aus, die jeweils um eine halbe Wellenlänge des an der betreffenden Stelle herrschenden Lichtfeldes voneinander entfernt sind. Betrachtet man den Film nach seiner Entwicklung senkrecht mit weißem Licht, so strahlt jede Stelle Licht der gleichen Wellenlänge aus, wie sie in der ursprünglichen einfallenden Strahlung vorlag. (Das Licht wird bei anderen Wellenlängen durch Interferenz ausgelöscht.) Das Lippmannsche Verfahren eignet sich insbesondere zur Wiedergabe reiner Spektralfarben, hat aber in der Praxis keine Bedeutung erlangt.
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