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Rätselhafter Seuchenausbruch: Was hinter der unbekannten Krankheit im Kongo steckt

430 Erkrankte und über 50 Tote meldet die WHO bei einem Krankheitsausbruch in der Demokratischen Republik Kongo. Es könnte eine völlig neue Seuche sein. Wahrscheinlicher ist aber etwas anderes.
Eine Frau in bunter Kleidung sitzt auf einem Stuhl und hält ein kleines Kind im Arm. Sie befindet sich in einem provisorischen medizinischen Zelt. Neben ihr steht eine andere Frau mit einem gelben Kopftuch, die ein Dokument hält. Im Hintergrund sind weitere Personen zu sehen, darunter ein medizinischer Mitarbeiter in blauer Schutzkleidung, der an einem Tisch arbeitet. Die Szene vermittelt eine medizinische Untersuchung oder Versorgung in einem ländlichen Gebiet.
In vielen ärmeren Ländern haben Kliniken und medizinisches Personal kaum Zugang zu regelmäßiger Diagnostik. Dadurch fallen Krankheitsausbrüche vor allem dadurch auf, dass ungewöhnlich viele Menschen krank werden oder sterben.

Zwei Häufungen von Erkrankungen und Todesfällen in der Demokratischen Republik Kongo sollen möglicherweise auf eine noch unidentifizierte, sehr tödliche Krankheit zurückgehen. Wie die Weltgesundheitsorganisation (WHO) in ihrem wöchentlichen Bulletin für die Region Afrika berichtet, stehen mit dem mutmaßlichen Ausbruch bisher 431 Erkrankungen und 53 Todesfälle in Verbindung. Ob es sich tatsächlich um eine neue Krankheit handelt, ist allerdings völlig unklar. Mindestens ebenso wahrscheinlich ist, dass eine oder mehrere bekannte Krankheiten die Häufung der Todesfälle verursachen. So ging im Dezember 2024 eine ganz ähnliche Häufung von ungeklärten Todesfällen im Süden der Demokratischen Republik Kongo auf Malaria zurück.

Die ersten zwölf erfassten Fälle waren schon zwischen dem 10. und 27. Januar 2025 im Ort Boloko und einem Nachbardorf aufgetreten; dabei starben acht Kinder und Jugendliche. Laut Berichten hatten die ersten drei verstorbenen Kinder eine Fledermaus verzehrt. Ob es einen Zusammenhang gibt, ist unbekannt. Der zweite Cluster startete um den 30. Januar im Ort Bomate, etwa 100 Kilometer nördlich. Dort starben unter 419 Erkrankten insgesamt 45 Menschen – 22 von ihnen sogar binnen zweier Tage nach den ersten Symptomen. Erste Tests auf Ebola- und Marburg-Virus waren negativ. Die WHO untersucht nun, ob es sich um Malaria, Typhus, Meningitis oder eine über Wasser oder Lebensmittel verbreitete Krankheit handeln könnte.

Abgesehen von der zeitlichen und räumlichen Nähe gibt es bisher keinen Hinweis, dass die beiden Ausbrüche zusammenhängen. Außerdem sind die meisten berichteten Symptome wie Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen oder Durchfall sehr unspezifisch und können von verschiedenen Erregern ausgehen. Mögliche Symptome eines hämorrhagischen Fiebers wie Ebola traten nur beim ersten der beiden Ausbrüche auf. Möglich ist auch, dass der erste, kleinere Ausbruch mit einer Sterblichkeit von 66 Prozent tatsächlich auf eine ungewöhnliche Zoonose zurückging, während der zweite Ausbruch mit einer Sterblichkeit von rund zehn Prozent bekannte Krankheiten oder womöglich gar Lebensmittelvergiftungen als Ursache hatte.

Derartige ungeklärte Häufungen von Erkrankungen und Todesfällen kommen besonders in Ländern mit schlechter Gesundheitsversorgung und chronischer Ernährungsunsicherheit immer wieder vor. Menschen dort haben nur sporadisch Zugang zu medizinischen Einrichtungen, und diese sind meist nicht in der Lage, Infektionskrankheiten routinemäßig zu identifizieren. Dadurch gibt es über Krankheitsausbrüche zu Beginn kaum mehr Informationen, als dass ungewöhnlich viele Menschen krank werden oder sterben. Zusätzlich können in chronisch unterernährten, medizinisch schlecht versorgten Bevölkerungsgruppen auch relativ gängige Krankheiten eine hohe Sterblichkeit verursachen. Deshalb ist wahrscheinlich, dass hinter den Erkrankungen ein oder mehrere gut bekannte Krankheitserreger stecken. Wegen der schlechten medizinischen Infrastruktur kann es aber durchaus eine ganze Zeit dauern, bis die genaue Ursache identifiziert ist.

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