Lexikon der Neurowissenschaft: Freud
Freud, Sigmund, österreichischer Neuropathologe und Psychotherapeut ( siehe Abb. ), *6.5.1856 Freiberg (Mähren), †23.9.1939 London; Sohn eines jüdischen Kaufmanns; Begründer der Psychoanalyse. Freud lebte vom 4. Lebensjahr an in Wien. Nach seinem Medizinstudium arbeitete er ab 1876 im physiologischen Labor von E.W. von Brücke und betrieb hirnanatomische Studien bei dem Hirnpathologen Th. Meynert. Ab 1882 war er Assistent im Allgemeinen Krankenhaus in Wien; war 1884 mit einer Studie über Cocain betraut und erkannte noch vor K. Koller dessen schmerzbetäubende Eigenschaften; ab 1885 Privatdozent für Neuropathologie. Sein Arbeitsgebiet war die Erforschung von Gehirn- und Rückenmarkserkrankungen. Nach einem Studienaufenthalt bei J.M. Charcot in Paris eröffnete Freud 1886 eine Privatpraxis für Psychiatrie in Wien. Hier beschäftigte er sich zunehmend mit Fragen der Hysterie und der Wirkung von Hypnose und Suggestion bei psychischen Störungen. Zusammen mit J. Breuer entwickelte er die kathartische Methode zur Abreaktion verdrängter traumatischer Erfahrungen. Er räumte den psychischen Prozessen des neurotischen Erlebens einen immer größeren Raum ein und entwickelte darüber seine Theorie der Psychoanalyse, deren theoretische Basis um 1905 weitgehend ausgearbeitet war. Dabei sprach er dem Unbewußten und insbesondere den verdrängten sexuellen Erlebnissen eine besondere Bedeutung zu, was immer wieder kontrovers diskutiert wurde. Der konkrete Inhalt seiner Lehre war sehr von den kulturellen Lebensbedingungen seiner Zeit abhängig und hatte zugleich auf diese einen prägenden Einfluß. Nach dem Einrücken der Nationalsozialisten in Wien 1938 emigrierte Freud nach England. Werke (Auswahl): "Die Traumdeutung" (1900), "Zur Psychopathologie des Alltagslebens" (1901), "Das Unbehagen in der Kultur" (1930), "Der Mann Moses und die monotheistische Religion" (1939).
S. Freud
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