Lexikon der Biologie: Begoniaceae
Begoniaceae [von Begonia], Schiefblattgewächse, Familie der Veilchenartigen (Violales; nach der neueren Systematik der Kürbisartigen [Cucurbitales]), die mit 5 Gattungen ( vgl. Tab. ) und über 900 Arten in den Tropen und Subtropen beheimatet ist. Ausdauernde, bisweilen kriechende oder kletternde Halbsträucher oder Kräuter mit einfachen Wurzeln, Rhizomen (Rhizom) oder Knollen (Knolle) und meist mehr oder minder fleischigen Sprossen. Die Laubblätter zeichnen sich aus durch eine stark asymmetrische "schiefe" Form und sind meist ungeteilt, am Rande gezähnt oder gelappt, bisweilen aber auch handförmig geteilt. An der Basis tragen sie zum Teil große, häutige Nebenblätter, die meist frühzeitig abfallen. Die in achselständigen Dichasien (Dichasium) oder Wickeln angeordneten, weißen, gelben oder roten Blüten sind stets monözisch. Die staminaten Blüten bestehen meist aus 2 kronblattartigen Kelchblättern, 2–6 Kronblättern und zahlreichen freien oder mehr oder minder verwachsenen Staubblättern. Die karpellaten Blüten besitzen meist 2–8 Blütenblätter und 3–6 Griffel, deren oft zweilappige Narben schraubig verdreht sein können. Der unterständige, aus 2 oder 3 verwachsenen Fruchtblättern bestehende, meist dreiflügelige Fruchtknoten enthält zahlreiche Samenanlagen. Die Frucht ist eine harte oder fleischige, meist geflügelte, vielsamige Kapsel, seltener eine Beere. Die monotypische, auf Hawaii heimische Gattung Hillebrandia mit fünfzähliger Blütenhülle und ungeflügeltem Fruchtknoten kann wohl als ein Bindeglied zu ursprünglicheren Vorfahren der Begoniaceae angesehen werden. Hierfür spricht auch das in seltenen Fällen zu beobachtende Auftreten von monoklinen Blüten mit oberständigem Fruchtknoten. Die weitaus überwiegende Mehrzahl der Arten gehört der in den Tropen und Subtropen bevorzugt an feuchten Standorten, insbesondere im Regenwald, weit verbreiteten Gattung Begonia (Begonie, Schiefblatt) an. Es wird vorgeschlagen, auch die mit 13 Arten auf Neuguinea beheimatete Gattung Symbegonia und die mit 5 Arten in Kolumbien heimische Gattung Begoniella der Gattung Begonia zuzuordnen. Arten der Gattung Begonia gehören ihrer oft schön gezeichneten Blätter und ihrer hübschen Blüten wegen zu den beliebtesten und bekanntesten Zimmer- und Freilandzierpflanzen ( vgl. Abb. ). Bei der gärtnerischen Züchtung wird vor allem die insbesondere bei den staminaten Blüten vorhandene starke Neigung zur Blütenfüllung ausgenutzt. Die ursprünglich aus den Anden stammende Knollenbegonie, deren bekannteste Zuchtsorten unter der Bezeichnung Begonia tuberhybrida zusammengefaßt werden, zeichnet sich aus durch besonders schöne, 2,5–20 cm große, einfache oder gefüllte, weiße, gelbe, rote, rosa- oder orangefarbige Blüten, deren Ränder gefranst, gekräuselt oder andersartig gefärbt sein können. Die aus Ostindien stammende Begonia rex ( Asien VI ) wird als Blattpflanze im Zimmer gehalten. Ihre bisweilen sehr großen, auf der Unterseite meist roten Laubblätter besitzen eine samtig schimmernde oder metallisch glänzende Oberfläche mit weißen, grünen, purpurnen oder schwärzlichen Mustern. Die Blüten dieser Blatt-Begonie sind rosarot, seltener weiß oder gelblich. Von den strauchigen oder halbstrauchigen Begonien ist die aus Brasilien stammende Begonia semperflorens (Farbtafel Südamerika IV) zu nennen. Die fast das ganze Jahr hindurch blühende, wenig empfindliche Pflanze wird sowohl im Zimmer als auch im Garten kultiviert und besitzt Blütenstände mit 2–10 relativ kleinen, weißen, rosafarbigen oder roten Blüten. Blätter von Begonia tuberosa werden auf den Molukken lokal als Gemüse verzehrt, während andere Begonienarten medizinische Verwendung finden. Bemerkenswert ist das Regenerationsvermögen der Begonien. Sowohl im Bereich des Blatts als auch der Sproßachse kommt es leicht zur Bildung von Adventivknospen (Adventivbildung), die sich unter geeigneten Bedingungen bewurzeln und zu neuen Pflanzen heranwachsen. Sehr charakteristisch sind auch die Calciumoxalatkristalle sowie die Doppelcystolithen, die Steinzellen und Spikularzellen der Begonien. Die Sprosse der Begoniaceae tragen zudem Haare von erstaunlicher Vielfalt; es lassen sich Peitschen-, Stern-, Büschel-, Köpfchen-, Zotten-, Schuppen- und Drüsenhaare sowie sog. Perldrüsen unterscheiden.
N.D.
Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.