Lexikon der Biologie: Bohne
Bohne, 1) Botanik: a) umgangssprachlich die Hülse oder der Same (seltener das Kraut) verschiedener, meist als Gemüse- oder Futterpflanze verwendeter Hülsenfrüchtler, z. B. von Garten-Bohne (Phaseolus vulgaris, s. u.), Dicker Bohne (Vicia faba,Wicke), Helmbohne (Dolichos lablab),Sojabohne(Glycine max), Feigbohne oder Wolfsbohne (Lupinus spec.;Lupine), Kuhbohne (Vigna spec.), Kalabarbohne (Physostigma venenosum) und Erbsenbohne (Cajanus spec.;Cajanus). Auch die ähnlich geformten Samen völlig anderer Pflanzen werden im übertragenen Sinne als Bohnen bezeichnet, z. B. die Samen von Kakao (Kakaobohnen) und Kaffee (Kaffeebohnen); b) im wissenschaftlichen Sinn die Hülsenfrüchtler-Gattung Phaseolus, die weltweit in den gemäßigten Zonen vertreten ist; Linkswinder; die Früchte sind eine bedeutende Proteinquelle für die menschliche Ernährung. Stammformen der heute kultivierten Arten kommen in Süd- und Mittelamerika, Afrika und Asien vor. Die Garten-Bohne (Phaseolus vulgaris, Kulturpflanzen V; Inhaltsstoffe vgl. Tab. ) wurde nach Entdeckung Amerikas (in Mexiko bereits nachweislich seit 4000 v. Chr. in Kultur) durch Spanier und Portugiesen nach Europa gebracht. Heute mehrere 100 Kultursorten in den beiden Wuchsformen Busch-Bohne (Phaseolus vulgaris var. nanus), eine aufrechte, 20–60 cm hohe Zwergform ( vgl. Abb. ), und die windende Stangen-Bohne (Phaseolus vulgaris var. vulgaris, Synonym var. communis). Alle abgeleitet von der Wildform Phaseolus aborigineus, einer 3–4 m hohen Schlingpflanze aus Bergwäldern der Anden. Merkmale der Garten-Bohne: 1jährige Pflanze mit weißer, hellgelber oder violetter, 1–1,5 cm langer Krone; frostempfindlich; Kurztagpflanze; Hülsenfrucht mit 4–8 Samen. Unreife Hülsen werden als Grüne Bohnen (Ernte vgl. Tab. ) bzw. Brechbohnen oder, chlorophyllfrei, als Wachsbohnen bezeichnet; rohe, grüne Hülsen sind wegen Phythämagglutininen oder Lectinen (Pflanzenstoffe, welche die Blutgerinnung fördern) giftig (Bohnengifte). Die reifen Samen (Weiße Bohnen) können durch Trocknen haltbar gemacht werden; schwarzsamige Sorten bilden in Süd- und Mittelamerika eine Hauptnahrungsquelle. Die Feuer-Bohne, Türken-Bohne oder Prunk-Bohne (Phaseolus coccineus) wurde 1635 aus Amerika nach Europa wegen ihrer attraktiven, roten Blütenstände eingeführt. Die Verwendbarkeit ihrer unreifen Hülsen und getrockneten Samen wurde im 18.Jahrhundert erkannt. Die Feuer-Bohne ist ein- bis mehrjährig; meist rote, 1,5–3 cm lange Krone, Blüten so lang oder länger als Stengelblätter; Hülsen 10–30 cm; die Blätter führen in einem 12stündigen Rhythmus Schlafbewegungen aus. Die Heimat der Feuer-Bohne ist Mittelamerika, wo sie seit ca. 2000 Jahren kultiviert wird. Die Mond-Bohne oder Lima-Bohne (Phaseolus lunatus; Inhaltsstoffe vgl. Tab. ), deren Stammform vor allem in Guatemala vorkommt, wurde in Peru bereits 5000–6000 v. Chr. in Kultur genommen. Von den Spaniern auf den Philippinen eingeführt, hat sich heute der Anbau dieser wärmeliebenden Art über alle tropischen Gebiete, auch Burma und die östlichen Teile der USA, ausgedehnt. Von der Wildform wenig abgeleitete Sorten enthalten das Blausäureglykosid Linamarin; deshalb werden an diesem Gift arme, hochgezüchtete, weiß- und großbohnige Formen bevorzugt. Eine weitere wichtige, aus Asien stammende Art ist die Mung-Bohne oder Lunja-Bohne (Phaseolus radiatus L., Synonyme Phaseolus aureus Roxb., Vigna radiata [L.] R. Wilczek), deren Anbau in Mittelasien, Indien, aber auch auf dem Balkan betrieben wird. Ihre nicht abgeflachten Früchte sind nur 3–5 mm lang und kleinsamig (Inhaltsstoffe vgl. Tab. ). Im Süden der USA und in Mexiko wird die dürreresistente Tepary-Bohne (Phaseolus acutifolius) angebaut, die schon vor 3000 Jahren von Indianern kultiviert wurde. Aus Indien stammt die Urd-Bohne (Phaseolus mungo L., Synonyme Phaseolus radiatus Roxb., Vigna mungo [L.] Hepper), von der sowohl die beinahe schwarzen, kleinen Samen als auch die unreifen grünen Hülsen verzehrt werden (Inhaltsstoffe vgl. Tab. ). Ballaststoffe, Blütenbildung, Knöllchenbakterien, Kotyledonarspeicherung, Nastie; Blatt II , Früchte. 2) Zoologie: Kunde, Kennung, bei Zähnen von Pferden die schwarzgefärbte, dellenförmige Vertiefung des Schmelzes an der Kaufläche; ist zur Altersbestimmung von Pferden geeignet, da sie kontinuierlich abgenutzt wird, bis sie schließlich etwa im 7. Lebensjahr ganz verschwunden ist.
Y.S./A.Se.
Bohne
Einige Inhaltsstoffe der Grünen Bohne (Phaseolus vulgaris),
bezogen auf 100 g eßbaren Anteil.
Die Bohne ist reich an Ballaststoffen, Protein, Vitamin C, B-Vitaminen, Kalium, Calcium, Eisen, Mangan und Molybdän.
Energiegehalt: 138 kJ = 32 kcal
| |||
Wasser: 90,3 g | Vitamin A: 55 μg | Natrium: 2 mg | |
Protein: 2,4 g | Vitamin B1: 80 μg | Kalium: 250 mg | |
Fett: 0,2 g | Vitamin B2: 120 μg | Magnesium: 25 mg | |
Kohlenhydrate: 5,1 g | Vitamin B6: 280 μg | Calcium: 55 mg | |
Ballaststoffe: 1,9 g | Niacin: 570 μg | Eisen: 830 μg | |
organische Säuren: 0,2 g | Vitamin C: 20 mg | Mangan: 380 μg |
Einige Inhaltsstoffe des getrockneten Samens der Urd-Bohne
(Phaseolus mungo L.) (in 100 g eßbarem Anteil).
Energiegehalt: 1144 kJ = 269 kcal
| |||
Wasser: 10,3 g | Carotin*: 35 μg | Kalium: 170 mg | |
Protein: 23,1 g | Vitamin B1: 490 μg | Magnesium: 245 mg | |
Fett: 1,2 g | Vitamin B2: 230 μg | Calcium: 125 mg | |
Kohlenhydrate: 41,5 g | Vitamin B6: 200–1100 μg | Eisen: 9800 μg | |
Mineralien: 4,6 g | Folsäure: 140 μg | Zink: 5500 μg |
* Carotin = Summe aller Provitamin A-Carotinoide
Einige Inhaltsstoffe des getrockneten Samens der Lima-Bohne
(Mond-Bohne, Phaseolus lunatus) (in 100 g eßbarem Anteil).
Energiegehalt: 1168 kJ = 275 kcal
| |||
Wasser: 11,5 g | Vitamin B1: 410 μg | Kalium: 1750 mg | |
Protein: 20,6 g | Vitamin B2: 170 μg | Magnesium: 200 mg | |
Fett: 1,4 g | Niacin: 2 mg | Calcium: 90 mg | |
Kohlenhydrate: 45,0 g | Vitamin C: 0–1 mg | Eisen: 6000 μg | |
Mineralien: 3,7 g | Linolsäure: 560 mg | Zink: 3100 μg |
Einige Inhaltsstoffe des getrockneten Samens der Mung-Bohne
oder Lunja-Bohne (Phaseolus radiatus L.) (in 100 g eßbarem Anteil).
Energiegehalt: 1240 kJ = 292 kcal
Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.