Lexikon der Biologie: Wasserläufer
Wasserläufer, 1) a) Wasserläufer i.e.S., Schlittschuhläufer, Wasserschneider, Schneiderchen, Gerridae, Familie der Gerromorpha (Unterordnung der Wanzen) mit ca. 500 Arten, in Mitteleuropa 12; Schwestergruppe der Bachläufer. Der schlank-ovale, hinten spitz zulaufende, je nach Art 5–36 mm große Körper ist meist dunkel gefärbt. Die Wasserläufer laufen mit ihren sehr langen, dünnen Beinen, von denen besonders die Mittelbeine weit vom Körper abgespreizt sind, in ruckartigen, schnellen Bewegungen auf der Wasseroberfläche ( ä vgl. Abb. ). Dabei legen sie Fußglieder und Schienen der Mittel- und Hinterbeine (die Teichläufer alle 6 Beine) auf das Wasser. Die Beine und besonders die Unterseite des Körpers sind von eingefetteten Haaren bedeckt, die ein Benetzen mit Wasser verhindern (Oberflächenspannung). Wasserläufer ernähren sich von ins Wasser gefallenen Insekten, die sie über die von ihnen erzeugten Wellen mit Hilfe ihrer Beingelenke wahrnehmen, mit den Vorderbeinen ergreifen, um sie dann auszusaugen. Der kräftige Brustabschnitt trägt 2 Paar, oft innerhalb einer Art unterschiedlich stark rückgebildete Flügel (Flügelreduktion). Viele Arten der ausschließlich auf offenen tropischen Meeren lebenden Meeresläufer (Gattung Halobates) sind flügellos. Die einheimischen Arten, nur aus der Gattung Gerris, überwintern als Adulte. Sie bringen meist 2 Generationen im Jahr hervor, wie z.B. der häufige, ca. 1 cm große Gemeine Wasserläufer (Gerris lacustris). Spät im Jahr eierlegende Arten, wie z.B. Gerris rufoscutellatus, durchlaufen nur eine Generation. Insekten I . b) Wasserläufer i.w.S., die Wasserläuferartigen(Gerromorpha). 2)Tringa, Gattung langbeiniger und langschnäbliger Watvögel aus der Familie Schnepfenvögel; etwa drosselgroß; braune Grundfärbung mit dunkler Strichelung und weißen Abzeichen auf Bürzel und zum Teil Flügeln: laut pfeifende Rufe; halten sich zur Nahrungssuche im seichten Wasser auf; weniger gesellig als die Strandläufer. In Deutschland brüten mehrere Arten: Der Rotschenkel (Tringa totanus;Europa XIX ) ist gekennzeichnet durch rote Beine, eine weiße Flügelbinde und einen melodischen Balzgesang; er nistet in Küstennähe auf feuchten Wiesen und im Marschland (in Deutschland im Bestand stark gefährdet). Als Durchzügler aus dem Norden erscheint in Deutschland der Grünschenkel (Tringa nebularia). Der vor allem in Skandinavien heimische, graubraune Bruchwasserläufer (Tringa glareola) ist in sumpfigem Gelände des nördlichen Deutschlands 1980 ausgestorben; ruft hart „giffgiff“. Er ähnelt dem dunkleren, „tlui-titit“ rufenden Waldwasserläufer (Tringa ochropus), der auf dem Durchzug und im Winter auch an kleinsten Wassergräben anzutreffen ist. An klarfließenden Gewässern und Seen mit vorwiegend steinigen Ufern lebt der kleinste europäische Wasserläufer, der 20 cm große Flußuferläufer, Tringa hypoleucos, Actitis hypoleucos ( Europa III ); er fliegt mit hohen „hididi“-Rufen dicht über dem Wasser und wippt im Stehen mit dem Körper – ein Verhalten, das auch die anderen Wasserläufer zeigen.
Wasserläufer
Die Fortbewegung der Wasserläufer kann man eigentlich nicht als „laufen“ bezeichnen, da die Beine nie ihren Kontakt zur Wasseroberfläche verlieren. Die Bewegung der Extremitäten erzeugt jedoch kleine Oberflächenwellen. Die bisherige Theorie, daß diese sog. Kapillarwellen den Vortrieb der Tiere verursachen, hat sich nach neueren Forschungen (2003) als falsch erwiesen. Sie zeigten, daß die Oberflächenwellen bei der Fortbewegung praktisch keine Rolle spielen. Entscheidender sind vielmehr hufeneisenförmige Wirbel, welche die Beine der Insekten unterhalb der Wasseroberfläche erzeugen – ähnlich den Wirbeln, wie sie beim Rudern mit einem Boot entstehen.
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