Lexikon der Kartographie und Geomatik: kartographische Periodika
kartographische Periodika, kartographische Zeitschriften, E cartographic periodicals (magazines), die Herausgabe eigener wissenschaftlicher Zeitschriften und Reihen sich entwickelnder Fachgebiete gilt allgemein als ein wesentliches Merkmal auf dem Weg zur selbständigen Wissenschaftsdisziplin. Nach frühen Versuchen Ende des 18. Jhs. von A.F. Büsching (Wöchentliche Nachrichten von neuen Landkarten 1773-88) und F. v. Zach ("Allgemeine Geographische Ephemeriden 1798-1831 bei Bertuch in Weimar) entstanden erst in der ersten Hälfte des 20. Jhs. Zeitschriften und Reihen (vgl. Tab.: K. Peucker, 17.2; Imago mundi 28; Jahrbuch für Kartographie der Deutschen Kartographischen Gesellschaft 1940-43) von nur vereinzelt längerem Bestand (8.1).
Etwa von der Mitte des 19. Jhs. an finden sich regelmäßig kartographische Fachbeiträge in den Fachzeitschriften der Nachbarwissenschaften, hauptsächlich für die Topographische Kartographie in Zeitschriften des Vermessungswesens (7.2, 7.3, 7.4) und für die geographische und Thematische Kartographie in Zeitschriften und Reihen in entsprechenden Fachorganen der Geographie (7.1). Das gilt nicht nur für Deutschland, sondern auch für andere Staaten (z. B. 9.1, 17.1, 25.1). Damit ist das kartographische Schrifttum von Anfang an auf hunderte Periodika verstreut; heute bringen etwa 4 000 von ihnen weltweit ab und zu oder auch regelmäßig kartographische Beiträge.
Wegen der Zersplitterung des Schrifttums waren Fachbibliographien besonders wichtig (22.2, 7.7, 7.8). Sie erfassen das kartographische Schrifttum mit hoher Vollständigkeit (jährlich etwa 2 500 bis 3 000 Titel). Eigenständige Kartographiezeitschriften und -reihen mit längerem Bestand entstanden nach 1950. Bis 1966 erfasste K.A. Salistschew ca. 20 kartographische Zeitschriften, darunter (7.5, 8.1, 11.1, 12.1, 13.1, 15.1, 18.1, 22.1, 23.1, 29). 1968 ermittelte K.H. Meine 90 kartographische Periodika in 25 Staaten. Relativ ähnlichen Charakter tragen die von den staatlichen geodätischen und kartographischen Diensten der ehemaligen Ostblockländer ab den 1950er Jahren herausgegebenen Zeitschriften, die Vermessungswesen und Kartographie gemeinsam berücksichtigen (4.1, 18.1, 22.1, 23.1, 24.1). Unter den frühen kartographischen Zeitschriften sind auch einige lateinamerikanische (1.1, 13.1).
In den kartographischen Periodika werden mit Fachbeiträgen zu Theorie und Technik der Kartographie, der überwiegend nationalen Berichterstattung und auch durch Kartenbeilagen umfassend die nationalen Besonderheiten und damit Merkmale und Wesen der Regionalen Kartographie komprimiert reflektiert. Diese, primär regional vorwiegend auf Staaten begrenzten Informationen der meisten Fachorgane, aber auch das jeweils erfasste breite kartographische Arbeitsfeld, mit vielfach eng begrenzten Interessen, verhindert andererseits oft einen ausreichenden Bezieherkreis, so dass viele der Zeitschriften und der speziellen Reihenpublikationen nur fortbestehen können, wenn sie von Organisationen getragen werden. An erster Stelle stehen dabei die kartographischen Gesellschaften. Die Deutsche Gesellschaft für Kartographie gibt als Zeitschrift (Fach- und Vereinsblatt) seit 1951 und zusammen mit der Schweizerischen Gesellschaft für Kartographie und der Österreichischen Kartographischen Kommission in der Österreichischen Kartographischen Gesellschaft seit 1976 beim Kirschbaumverlag Bonn die alle zwei Monate erscheinenden "Kartographischen Nachrichten" (KN) heraus. Unregelmäßig erscheinende Reihen publizieren Hochschulinstitute (kartographisches Institut) u. a. in Berlin, Bonn, Dresden, Hannover, Karlsruhe, Trier, Wien und Zürich. Außerdem erscheinen Sammelbände im Ergebnis regelmäßiger Fachveranstaltungen (z. B. "Kartographiehistorisches Colloqium", seit 1982, "Kartographische Schriften", Bonn, seit 1993). Für 1989 stellte L. Zögner ca. 100 kartographische Periodika vor, die in der Staatsbibliothek zu Berlin zu dieser Zeit bezogen wurden. Darüber hinaus verteilen sich ca. 75 bis 80 % der kartographischen Beiträge auch weiterhin auf zahlreiche Periodika der verschiedensten Wissensgebiete.
Mit der Entwicklung zur digitalen Kartographie hat sich das Profil der meisten kartographischen Periodika verändert. Zusätzlich sind neue Fachorgane für Geoinformatik, Geomatik, Computergrafik, Fernerkundung (15.3, 15.4) entstanden, die auch kartographische Aspekte berücksichtigen. Primär der internationalen Zusammenarbeit widmen sich die von der Internationalen Kartographischen Vereinigung (27) und den Vereinten Nationen (29) herausgegebenen Publikationen.
WSS
Literatur: [1] WITT, W. (1979): Kartographische Zeitschriften und Veröffentlichungen. In: Lexikon der Kartographie, 312-315. [2] ZÖGNER, L. (1988): Kartographische, ausgewählte geodätische und geographische Zeitschriften mit kartographischen Beiträgen. In: Kartographisches Taschenbuch 1988/89, 73-83. [3] DODT, J. & HERZOG, W. (1996): Veröffentlichungen zur Kartographie in Schriftenreihen deutschsprachiger Hochschulinstitute. In: Kartogr. Taschenbuch 1996/97, Bonn, 122-137.
Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.