Lexikon der Neurowissenschaft: Raumorientierung
Raumorientierung w, räumliche Orientierung, Espace orientation, die Fähigkeit eines Individuums, die Position des eigenen Körpers im Bezug zur Umwelt zu bestimmen und eigenständig eine bestimmte Lage im Raum einzunehmen und zu regulieren sowie (entsprechend den artspezifischen Organismus-Umwelt-Beziehungen) seine weiträumigeren Ortsbeziehungen zu realisieren ( siehe Zusatzinfo ). Man unterscheidet dabei Richtungsorientierung und Entfernungsorientierung (Taxien, Orientierungsverhalten). Neben der Orientierung im Nahfeldbereich, die auf die sensorisch erfaßbaren biotischen und abiotischen Umweltgegebenheiten gerichtet sind, gibt es auch eine Reihe Mechanismen, die Orientierung über große Entfernungen ermöglichen. Gleichgewichtssinn, Navigation, räumliches Lernen.
Raumorientierung
Geschlechtsunterschiede bei der räumlichen Orientierung:
Bei Frauen und Männern sind bei der räumlichen Orientierung neben Teilen des Scheitellappens und des rechten Hippocampus jeweils unterschiedliche Hirnregionen aktiv: Männer benutzen auch ihren linken Hippocampus, der für geometrische Berechnungen und die Erinnerung an bereits bekannte Orte zuständig ist, bei Frauen dagegen wird der rechte Frontallappen aktiv – ein Zeichen dafür, daß sie einzelne Geländemarken im Arbeitsgedächtnis haben. Dies ergaben Messungen mit der funktionellen Kernspinresonanztomographie, während die Versuchspersonen sich in Labyrinthen von Computerspielen zurechtfinden mußten. Frauen orientieren sich anscheinend hauptsächlich an Geländemarken, während Männer auch geometrische Merkmale berücksichtigen, z.B. Winkel oder Formen von Mauern und Ecken. Das könnte der Grund dafür sein, warum Männer sich auf neuem, ihnen unbekanntem Gelände in der Regel besser als Frauen orientieren können. Die Geschlechtsunterschiede sind wahrscheinlich angeboren und nicht auf den Menschen beschränkt. So führen bei weiblichen Ratten Läsionen des Frontalhirns zu einem gestörten Richtungssinn, nicht aber bei Männchen. Geschlechtsunterschiede aus neurowissenschaftlicher Sicht.
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