Moral: Die Geburt des »Wir«
»Survival of the fittest«, der am besten Angepasste überlebt – so lautet eine Grundregel der Evolution. Aber wie konnte sich dann der Mensch zu einem moralischen Wesen entwickeln? Wenn es nur darum geht, den eigenen Gewinn zu maximieren, warum entstand überhaupt unser Sinn für Gerechtigkeit und Hilfsbereitschaft?
Auf diese Fragen gibt es traditionell zwei Antworten. Erstens erscheint es für den Einzelnen sinnvoll, seinen Verwandten zu helfen, mit denen er seine Gene teilt – Forscher sprechen hier von Verwandtenselektion. Zweitens gilt das Prinzip der Gegenseitigkeit: Eine Hand wäscht die andere, und auf lange Sicht profitieren beide davon.
Aber Moral besteht nicht nur darin, nett zu Verwandten zu sein, wie das Bienen oder Ameisen tun. Und Gegenseitigkeit kann riskant werden, wenn der eine profitiert, sich aber dann aus dem Staub macht und den anderen im Regen stehen lässt. Außerdem dringt keine dieser traditionellen Erklärungen zum Kern der menschlichen Moral vor: zum Pflichtbewusstsein gegenüber unseren Mitmenschen.
In letzter Zeit rückte für die Frage nach der Moral eine neue Betrachtungsweise in den Vordergrund. Entscheidend dafür war die Erkenntnis, dass Menschen in einer sozialen Gruppe, in der jeder auf jeden zum Überleben und Wohlergehen angewiesen ist, nach einer ganz besonderen Prämisse handeln. In dieser Logik der gegenseitigen Abhängigkeit gilt das Prinzip: Wenn ich dich brauche, liegt es in meinem Interesse, für dein Wohlergehen zu sorgen. Oder allgemeiner gesagt: Wenn wir alle aufeinander angewiesen sind, müssen wir uns auch alle umeinander kümmern.
Wie kam es in der Evolution des Menschen dazu? …
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