Lexikon der Neurowissenschaft: Cortisol
Cortisol s [von latein. cortex = Rinde], Hydrocortison, Kortisol, 11β,17α,21-Trihydro-4-pregnen-3,20-dion, E cortisol, Steroidhormon (17α-Hydroxy-C21-Steroid) der Nebennierenrinde und wichtigster Vertreter der Glucocorticoide ( siehe Abb. ). Die Sekretion des Cortisols wird durch das adrenocorticotrope Hormon (ACTH) der Adenohypophyse stimuliert (15-60 mg täglich, bei Streß bis zu 240 mg). Daneben erfolgt die Cortisol-Freisetzung nach einem circadianen Rhythmus (Maximum morgens zwischen 6 und 9 Uhr, Minimum gegen Mitternacht; Chronophysiologie); die Cortisolkonzentration im Blut schwankt tageszeitlich zwischen 1 und ca. 25 μg/dl. Die wichtigsten Stoffwechselwirkungen des Cortisols sind: Förderung des Proteinabbaus und damit des Glucoseaufbaus aus Aminosäuren, Förderung des Glykogenaufbaus in der Leber, Hemmung der Glucoseoxidation in den Zellen mit nachfolgendem Anstieg des Blutzuckerspiegels. Außerdem vermindert es durch negative Rückkopplung die ACTH-Sekretion der Adenohypophyse. In höheren Konzentrationen (z.B. in schweren Streßsituationen, aber auch bei therapeutischer Anwendung) können sich eine Hemmung zellulärer und humoraler Immunfunktionen (Psychoneuroimmunologie), gesteigerte Erregbarkeit des Gehirns mit Senkung der Krampfschwelle sowie psychotrope euphorisierende (Euphorie) und unter Umständen auch depressive (Depression) Wirkungen ergeben. Zentralnervös bindet Cortisol mit hoher Affinität an Mineralocorticoid-Rezeptoren (MR, Typ I), die vor allem im septo-hippocampalen System, der Amygdala und im Hypothalamus lokalisiert sind. Mit geringerer Affinität bindet es außerdem an klassische Glucocorticoid-Rezeptoren (GR, Typ II), deren Expression sich nicht auf limbische Strukturen beschränkt, sondern sehr viel weiter streut. MR und GR vermitteln im Hippocampus antagonistische – d.h. erregende bzw. hemmende – Wirkungen auf neuronale Aktivität. Die Langzeitpotenzierung wird durch Aktivierung von GR gehemmt, durch Aktivierung von MR gefördert; Cortisol hemmt über GR die Gedächtnisbildung. Cushing-Syndrom, Hormone.
Cortisol
1 aktive Form (Hydrocortison, Cortisol),2 inaktive Form (Cortison)
Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.