Lexikon der Ernährung: Darm
Darm, Ebowels, intestine, (lat. Intestinum), der schlauchförmige Teil des Gastrointestinaltraktes zwischen Magenausgang und Anus (Abb. 1). Man unterscheidet den 4–5 m langen Dünndarm (Intestinum tenue), den ca. 1,5 m langen Dickdarm (Intestinum crassum) und den ca. 20 cm langen Mastdarm (Rectum). Der Dünndarm gliedert sich in den 30 cm langen, bogenförmig verlaufenden Zwölffingerdarm (Duodenum, in der Abb. von der Leber verdeckt) und den Gekrösedarm (Intestinum mesenteriale), der durch eine Peritonealfalte (Mesenterium) an der hinteren Bauchwand festgehalten wird und sich in den Leerdarm (Jejunum) und den Krummdarm (Ileum) gliedert. Das Ileum mündet an der Ileocoekalklappe (Valva ileocoecalis) in den Dickdarm. Der Dickdarm (Intestinum crassum) besteht aus dem unterhalb der Einmündungsstelle des Dünndarms gelegenen 6–8 cm langen Blinddarm (Caecum, Typhlon) mit dem 5–8 cm langen Wurmfortsatz (Appendix vermiformis) und dem Grimmdarm (Colon), mit den Unterteilen Colon ascendens, transversum, descendens und sigmoideum, welcher in den Mastdarm mündet (in der Abb. von der untersten Jejunum-Schleife verdeckt). Der ca. 20 cm lange Mastdarm (Rectum) besteht aus dem eigentlichen Kotbehälter (Ampulla recti) und dem unteren Abschnitt des Canalis analis. Dehnungsrezeptoren in der anorectalen Darmwand sind an der Willkürkontrolle der Darmentleerung beteiligt.
Die Wand der einzelnen Darmabschnitte ist sehr ähnlich aufgebaut (Abb. 2). Abweichungen sind durch die unterschiedlichen Funktionen bedingt. Das Darmepithel ist die Barriere der Darmwand zum Darminneren hin. Zusammen mit der Muscularis mucosae bildet es die Schleimhaut (Mucosa). Ihr folgt die sog. Submucosa mit dem darin lokalisierten Plexus submucosus Meissner. Die Ringmuskulatur, die Längsmuskulatur und der dazwischenliegende Plexus myentericus Auerbach werden als Muscularis bezeichnet. Der Plexus submucosus Meißner und der Plexus myentericus Auerbach sind Bestandteile des darmeigenen Nervensystems (enterisches Nervensystem, Abb. 2). Eine Epithelschicht (Serosa) grenzt die Darmwand zur Bauchhöhle hin ab. Jejunum und Ileum sind mit einem Aufhängeband (Mesenterium) an die hintere Bauchwand angeheftet und werden so mit Blut- und Lymphgefäßen sowie mit Nerven versorgt.
Die Blutversorgung des Darmes erfolgt durch drei Hauptäste der Bauchschlagader. Während des Verdauungsprozesses wird die Darmdurchblutung durch die Pumpwirkung der Darmbewegungen auf die Darmgefäße, durch das vegetative Nervensystem, durch Hormone und durch lokale Reflexe erhöht. Die Darmdurchblutung unterliegt wie die Durchblutung der Niere einer Autoregulation und ist von Schwankungen des Gesamtblutdruckes unabhängig. Die resorbierten Nahrungsbestandteile gelangen mit dem venösen Blut über die Pfortader zunächst zur Leber. Fettpartikel werden nach der Aufnahme durch die Darmschleimhaut in die Darmlymphe abgegeben und erreichen unter Umgehung der Leber zuerst den Körperkreislauf und dann sekundär die Leber.
Die Hauptaufgabe des Darmes besteht in der Durchmischung des Speisebreis (Chymus) mit den Verdauungssäften, dessen Weitertransport (Darmperistaltik) und der Resorption (Absorption) der aufgeschlossenen Nahrungsbestandteile. Die Darmfunktionen werden durch eine Vielzahl von Hormonen, gastrointestinalen Peptiden und Neuropeptiden, der intrinsischen Aktivität der glatten Muskulatur, dem vegetativen Nervensystem und dem Darmnervensystem gesteuert. Das Darmnervensystem (enterisches Nervensystem) reguliert über die Nervenbahnen aus dem Plexus myentericus den Muskeltonus und den Rhythmus der Kontraktionen des Darmes. Die sekretorischen Leistungen der Darmepithelzellen werden vom Plexus submucosus gesteuert. Darüber hinaus werden Informationen von Schmerz-, Chemo- und Mechanorezeptoren zum Gehirn weitergeleitet. Eine Besonderheit, durch die sich der Darm auszeichnet, ist die Vielzahl immunologischer Zellen und Strukturen (Darm-assoziiertes Immunsystem). Sie verhindern das Eindringen krankheitserregender Substanzen und Mikroorganismen in die Mucosa.
Darm: Abb. 1. Die verschiedenen Darmabschnitte. Darm
Darm: Abb. 2. Schematischer Aufbau der Darmwand. Vgl. die Abb. 2. Darm
Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.