Lexikon der Neurowissenschaft: Assoziationscortex
Assoziationscortex m [von latein. associare = verbinden, cortex = Rinde], Assoziationsrinde, Eassociation cortex, assoziation area, Bezeichnung für Bereiche des Neocortex, die keine primären Projektionen von sensorischen Systemen und keine direkten motorischen Efferenzen besitzen, sondern nur mit anderen assoziativen Arealen in Verbindung stehen. Ihre Aufgaben sind oft schwer zu formulieren oder noch unbekannt. Historisch ist der relativ unscharfe Begriff in einem Kontext entstanden, in dem die Auffassung herrschte, daß alle mentalen Funktionen durch die Wechselwirkung mit sensorischen Systemen entstehen und über Assoziationen untereinander und mit den motorischen Systemen verknüpft werden. Mittlerweile unterscheidet man neben den primären auch sekundäre sensorische Cortices, die für komplexere Funktionen zuständig sind und mit den primären interagieren. Darüber hinaus gibt es auch tertiäre Cortex-Bereiche, die als Assoziationscortex zusammengefaßt werden können (mitunter werden bereits die sekundären Bereiche hier eingeordnet). Sie vermitteln so komplexe Funktionen wie Sprache, Planung von Verhaltensweisen, Gedächtnis, Aufmerksamkeit und die Integration vieler Informationen. Der Assoziationscortex ist häufig relativ unspezifisch und plastisch, doch ist das nicht generell der Fall. Der frontale Assoziationscortex (Frontallappen) ist der "abgelegenste" Teil des Neocortex, und zwar sowohl hinsichtlich seiner Lage als auch der Zahl der zwischengeschalteten Synapsen, die ihn von den primären sensorischen Feldern trennen. – Der Anteil des Assoziationscortex an der gesamten Großhirnrinde ist bei Nagetieren relativ gering, bei Raubtieren deutlich umfangreicher. Bei den Primaten, und besonders deutlich beim Menschen, dominiert er den Neocortex ( siehe Abb. ). Hier wird ein vorderer Teil (große Bereiche des Frontallappens) von einem hinteren unterschieden (der hintere Bereich des Scheitellappens, der vordere Teil des Hinterhauptlappens und fast der ganze Schläfenlappen). Die visuellen, auditorischen und somatosensorischen Cortices umfassen demgegenüber zusammen nicht mehr als ein Viertel des gesamten Cortex des Menschen. Assoziationsfelder.
Lit.:Luria, A.R.: Higher Cortical Functions in Man. New York 1966. Van Hoesen, G.W.: Current Opinion in Neurobiology 3, 150-154 (1993).
Assoziationscortex
Zunahme des Anteils des Assoziationscortex (grau) an der Großhirnrinde von Ratte (1) über Katze (2) zum Mensch (3).
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