Lexikon der Ernährung: Hypervitaminosen
Hypervitaminosen, Ehypervitaminoses, auf Vitaminüberdosierung zurückzuführende Erkrankungen. Die meisten Vitamine weisen eine sehr geringe Toxizität auf. Vor allem bei den wasserlöslichen Vitaminen lassen sich ernährungsbedingt keine Hypervitaminosen auslösen. Durch Supplementierung mit pharmakologischen Dosen parenteral (p) oder oral (o) über Monate hinweg kommt es bei einigen dieser Vitamine jedoch zu Symptomen der Überversorgung (Tab.).
Retinol und Vitamin D sind die fettlöslichen Vitamine, bei denen es zu einer H. kommen kann.
Hypervitaminosen: Tab. Überdosierungserscheinungen und echte Hypervitaminoen bei oraler (o) und parenteraler (p) Zufuhr.
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wasserlösliche Vitamine | |||
Thiamin | p | allergische Reaktionen, Kopfschmerzen und Muskelschwäche | |
Pyridoxin (Vitamin B6 ) | o | Polyneuropathien | |
Cobalamin (Vitamin B12) | o | allergische Reaktionen | |
Folsäure | o | sehr selten allergische Reaktionen | |
Niacin | o | Vasodilatation, Kopfschmerzen, Leberschäden und Gelbsucht | |
Pantothensäure | o | Diarrhö | |
Ascorbinsäure (Vitamin C) | o | gastrointestinale Beschwerden, Diarrhö und Oxalatsteinbildung | |
fettlösliche Vitamine | |||
Calciferole (Vitamin D) | o | durch Aufnahme exzessiver pharmakologischer Dosen kommt es zu Hypercalcämie, Hypercalcurie, Erbrechen, Schwindel und Muskelschwäche. Bei Säuglingen und Kindern mit idiopathischer Hypocalcämie treten Vergiftungserscheinungen durch Vitamin D bei Aufnahme von > 3.000–4.000 IE auf. Diese Kinder waren insbesondere durch die früher übliche Vitamin-D-Stoßprophylaxe mit 15 mg Vitamin D (600.000 IE) gefährdet. Intoxikationserscheinungen treten bei gesunden Säuglingen erst bei Zufuhr von > 100.000–500.000 IE / d auf. Die zur Rachitisprophylaxe verfügbaren Präparate enthalten 500-1.000 IE pro Tablette (D-Fluoretten, Vigantoletten u. a.). | |
Retinol (Vitamin A) | o | Es lassen sich akute und chronische Intoxikationen beobachten: Akute Toxizität wurde im Zusammenhang mit dem Verzehr von Fischleber (Lebertran), Seehund- und Eisbärleber beschrieben. Symptome sind Kopfschmerzen, Schwindel, Benommenheit und Erbrechen. Dabei liegt die Zufuhr bei 2–5 Mio. IE / d (600–1.600 mg RÄ / d) bei Erwachsenen (Kinder: 75.000–300.000 IE / d, entsprechend 25–100 mg RÄ / d). Chronische Toxizität wird meist durch Supplementierung verursacht. Symptome sind (v. a. bei Kindern) Appetitverlust, Austrocknen der Haut, Haarausfall, Mundwinkelrhagaden, Knochenschmerzen, Hirndrucksymptomatik und Wachstumsverzögerung. Die Zufuhr liegt bei 100.000 IE / d (30 mg RÄ / d) bei Erwachsenen, 18.000–60.000 IE / d (6–20 mg RÄ / d) bei Kindern. Im 1. Trimenon der Schwangerschaft haben hohe Dosen von Vitamin A teratogene Wirkungen. Vor dem Genuss großer Mengen von Schweineleber, die hohe Konzentrationen von Vitamin A enthalten kann, wird daher gewarnt. | |
Vitamin K | o | Bei Neugeborenen können Überdosen von Vitamin K eine Hämolyse hervorrufen und die physiologische Bilirubinämie verstärken. |
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