Lexikon der Neurowissenschaft: sensomotorische Integration
sensomotorische Integration, sensomotorische Koordination, Esensorimotor integration, die Verknüpfung zwischen sensorischen Eingängen und motorischen Ausgängen zur Erzeugung von Verhalten (in biologischen oder künstlichen neuronalen Netzen). In einfachen Fällen liegen fest vorgegebene Verknüpfungen zwischen der Sensorik und der Motorik vor, die meist über Interneurone vermittelt werden. Man spricht hier von sensorgetriebenen, reaktiven oder reflexartigen Systemen. Selbst solche festen Verbindungen erlauben die Ausprägung komplexen Verhaltens, das sich in erstaunlicher Weise an verschiedene Situationen anpassen kann. Dies ist deshalb möglich, weil 1) eine geänderte Situation einen geänderten sensorischen Eingang erzeugt, wodurch ein anderes Verhalten ausgelöst werden kann, und 2) das System aufgrund seiner motorischen Aktivität seine eigenen sensorischen Eingänge beeinflußt. Diese Rückkopplungen können ebenfalls neue Verhaltensweisen erzeugen. Die sensomotorische Integration kann dabei durch getrennt nebeneinander liegende Module oder durch intensive Verknüpfung zwischen parallelen Kanälen realisiert sein. – Schwieriger wird die Situation, wenn die Informationen über verschiedene Sinnessysteme einlaufen und diese meist mit Fehlern behafteten Daten intern verknüpft werden sollen (Problem der "Sensorfusion"). Mögliche Lösungen stellen holistische Systeme in Form rekurrenter Netze (Hopfield-Netzwerk, MMC-Netzwerk) dar, bei denen nicht mehr zwischen motorischem und sensorischem Bereich unterschieden werden kann. Noch schwieriger ist die Frage, wie die Module unter kognitivem Einfluß auf verschiedene Weise miteinander zu speziellen Strukturen verknüpft werden können, etwa bei bedingten Entscheidungsaufgaben wie zum Beispiel: "Wähle bei rotem Licht stets die größere von zwei Figuren, aber bei blauem Licht stets die linke Figur". Ein weiteres Problem besteht in der Integration zeitlich und räumlich verteilter Signalmuster, wie sie etwa beim Erkennen der Form eines Gegenstands durch Abtasten mit den Fingern vorliegen.
Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.