Kompaktlexikon der Biologie: Leukämie
Leukämie, eine umgangssprachlich auch „Blutkrebs“ genannte Erkrankung des die weißen Blutkörperchen bildenden Gewebes in Knochenmark, Milz und Lymphknoten, die mit einer außergewöhnlichen Vermehrung unreifer weißer Blutkörperchen und dem Fehlen gesunder Zellen einhergeht. Der Begriff (griechisch: „weißes Blut“) ist auf das weißliche oder blasse Blut zurückzuführen, das eine bestimmte Gruppe von Leukämie-Patienten hat. In Deutschland erkranken pro Jahr zwischen 4000 und 9000 Erwachsene und Kinder an L. Eine Heilung bei Erkrankung im Kindesalter ist in etwa drei Vierteln der Fälle möglich. Die Prognosen bei Erwachsenen sind i.Allg. ungünstiger.
Als Ursachen für L. werden eine Reihe von Umwelteinflüssen wie ionisierende Strahlung, Schwächung des Imunsystems, eine erbliche Veranlagung sowie bei bestimmten L. auch Viren diskutiert. Zu den Symptomen, die für L., aber auch für andere Krankheiten typisch sind – weshalb bei Verdacht auf L. stets das Blutbild untersucht werden muss – zählen: Fieber, Blässe, Anämie, verminderte Leistungsfähigkeit, Müdigkeit/Abgeschlagenheit, Atemnot, Nasenbluten, uncharakteristische Kopfschmerzen, Benommenheit, Knochenschmerzen, Entzündungen, geschwollene Lymphknoten, vergrößerte Leber und Milz.
Man unterscheidet nach dem Verlauf zwischen chronischen L. und akuten L. Chronische Formen beginnen meist ohne Symptome und schreiten langsam voran. Akute L., die vor allem bei Kindern vorkommen, gehen in der Regel mit schweren Symptomen einher und können unbehandelt in wenigen Wochen oder Monaten zum Tode führen. Sie werden nach Herkunft der vermehrt im Blut der betroffenen Menschen auftretenden Zellen in Akute Lymphatische Leukämien (Abk. ALL) und Akute Myeloische Leukämien (Abk. AML) unterschieden. Die ALL, bei denen die Lymphocyten betroffen sind, treten meistens bei Kindern (zwischen dem 2. und 10. Lebensjahr), seltener bei Erwachsenen (zwischen dem 30. und 50. Lebensjahr) auf. Die AML ist durch das vermehrte Auftreten
von Myeloblasten, den Vorläuferzellen des Knochenmarks gekennzeichnet, die krebsartig verändert sind. Sie ist bei Erwachsenen mit 2,5 Erkrankungen pro Jahr pro 100.000 Einwohner die am häufigsten vorkommende Leukämieart.
Die chronischen L. werden in analoger Weise als CLL und CML bezeichnet. Die CLL ist eine Form der Leukämie, bei der die reifen Lymphozyten betroffen sind. Die Leukozytenzahl ist deutlich erhöht, der in ihnen enthaltene Lymphozytenanteil kann bis zu 95 % betragen. Von einer CLL sind meistens ältere Menschen ab dem 50. Lebensjahr betroffen. Bei der CML kommt es hingegen zu einer erheblichen Vermehrung von Granulocyten und deren Vorstufen in Knochenmark, Blut, Milz und Leber. Betroffen sind meistens Menschen im mittleren bis höheren Alter.
Für die Behandlung kommen wie bei anderen Arten von Krebs Chemo- und Strahlentherapie sowie bei L. zusätzlich eine Knochenmarktransplantation infrage.
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