Lexikon der Ernährung: aminostatische Sättigungstheorie
aminostatische Sättigungstheorie (nach Mellnikoff), Eaminostatic theory of satiation, eine der Hunger-Sättigungs-Theorien, welche die Regulation der Nahrungsaufnahme erläutern sollen. Die a. S. beschreibt die Abhängigkeit der Nahrungsaufnahme von der Konzentration freier Aminosäuren im Blutplasma. Ausgangspunkt der von Mellnikoff in den 50er Jahren formulierten, heute als überholt geltenden a. S. war die Beobachtung, dass das Hungergefühl bei Menschen invers mit dem Gehalt an Aminosäurenstickstoff im Blutplasma korreliert ist. Es wurde postuliert, dass Aminosäuren als postabsorptiv wirkende Rückkopplungssignale die Nahrungsaufnahme regulieren, wobei diese Wirkung durch eine direkte Beeinflussung des Sättigungszentrums im Hypothalamus zustande kommen sollte. Die durch Verabreichung von Aminosäuren auslösbare Verzehrsreduktion beruht aber nach heutigem Wissen wahrscheinlich vor allem darauf, dass Aminosäuren im Sinne einer energostatischen Regulation der Nahrungsaufnahme wirken, d. h. dass die von den Aminosäuren gelieferte bzw. bei ihrer Verstoffwechselung freigesetzte Energie als Sättigungssignal wirkt und damit die Nahrungsaufnahme reduziert.
Neben diesem unspezifischen, ausschließlich auf der Lieferung von Energie beruhenden Zusammenhang zwischen Aminosäuren und Nahrungsaufnahme besteht eine weitere Verbindung zwischen Proteinaufnahme und Regulation der Nahrungsaufnahme, wobei eine reziproke Korrelation mit dem Gehalt an essenziellen Aminosäuren in der Nahrung (z. B. Tryptophan, Threonin, Isoleucin) besteht. So führt eine Imbalanz (Aminosäurenimbalanzen) im Gehalt einer dieser essenziellen Aminosäuren (z. B. auch bereits ein relativer Mangel an einer dieser Aminosäuren) zu einer Reduktion der Nahrungsaufnahme, die nur durch Supplementierung mit der entsprechenden Aminosäure rückgängig gemacht werden kann. Die Erkennung solcher Aminosäureimbalanzen erfolgt wahrscheinlich vor allem im präpiriformen Cortex, der in dieser Hinsicht eng mit dem dorsomedialen Hypothalamus zusammenarbeitet.
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