Lexikon der Ernährung: Gestationsdiabetes
Gestationsdiabetes, Schwangerschaftsdiabetes, Egestational diabetes, erstmals in der Schwangerschaft (meist 24.–28. Schwangerschaftswoche) auftretende Glucosetoleranzstörung oder Diabetes mellitus bei genetisch oder metabolisch prädisponierten Frauen. Adipositas und familiäre Belastung sind begünstigende Faktoren. Der G. tritt bei 2–3 % der Schwangerschaften auf und ist auf eine verstärkte Sekretion insulinantagonistischer Hormone (HPL, Cortisol, Progesteron, Prolactin) sowie eine erhöhte Insulinresistenz zurückzuführen. Die Diagnose erfolgt bei Verdacht auf G. mit Hilfe eines Screeningtests (Blutzuckerbelastungstest), bei dem nach der oralen Applikation von 50 g Glucose die Blutzuckerwerte nach einer Stunde herangezogen werden. Als Komplikationen bei G. können hypertensive Schwangerschaftserkrankungen (15–40 %) auftreten sowie Placentainsuffizienz durch Gefäßveränderungen der Placenta und infolgedessen Embryopathien: intrauterine Wachstumsretardierung, ebenso Riesenwuchs des Neugeborenen, Missbildungen (4–10 %), intrauteriner Fruchttod, Frühgeburt und Abort.
Therapie: Der G. wird zunächst diätetisch in Form einer Diabetesdiät behandelt, was in der Mehrzahl der Fälle ausreicht. Das Ziel der Behandlung besteht in einer Normalisierung des Blutzuckers sowie der Vermeidung starker Blutzuckerschwankungen und einer Ketonkörperbildung. Reicht die diätetische Behandlung nicht aus, ist eine Insulintherapie in Form einer Basis-Bolus-Therapie angezeigt. Orale Antidiabetika sind in der Schwangerschaft kontraindiziert. Der G. ist normalerweise auf die Schwangerschaftsdauer begrenzt, er bleibt nur bei 2 % der Betroffenen auch danach bestehen. Bei einer erneuten Gravidität tritt mit 90%iger Wahrscheinlichkeit wieder ein Diabetes auf. Ferner entwickelt sich in etwa 50 % der Fälle (bei bestehendem Übergewicht in 60 %) Jahre später oder im Alter ein manifester Diabetes mellitus, der G. ist daher ein wichtiges Kriterium zur Diabetes-Früherfassung.
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