Lexikon der Ernährung: Homöostase
Homöostase, Ehomeostasis, Selbstregulation eines biologischen Systems im dynamischen physiologischen Gleichgewicht. „Homöostase“ ist ein von Cannon (amerik. Physiologe, 1871–1945) geprägter Begriff, der Regelkreise zur Aufrechterhaltung des inneren physiologischen Gleichgewichts im Organismus beschreibt. Ziel aller homöostatischen Mechanismen im Organismus ist folglich die Konstanthaltung des sog. Milieu intérieur trotz sich ständig ändernder Umweltbedingungen. Von der H. im engeren Sinne zu unterscheiden ist die Homöorhese, die durch entsprechende Regulationsmechanismen eine Anpassung des Milieu intérieur an längerfristige Veränderungen der äußeren Bedingungen erlaubt. Homöorhetische Regulationsmechanismen sind z. B. bei der Anpassung des Stoffwechsels an Wachstum, Gravidität und Laktation von Bedeutung. Naturgemäß handelt es sich also bei der Homöorhese um eine meist langfristig ausgerichtete Koordinierung des Stoffwechsels und des Milieu intérieur in Abhängigkeit vom jeweils vorgegebenen körperlichen Zustand. Homöostatische Regulationsmechanismen im engeren Sinne sind dagegen eher bei kurzfristigen Anpassungen an sich ändernde Umweltbedingungen von Bedeutung, so z. B. auch bei Stress-Situationen. Homöostatische Regulationsmechanismen sind daher zur Erhaltung der vitalen Funktionen der homöorhetischen Langzeitregulation überlagert.
Homöostatische Regulationsmechanismen und Regelkreise unterliegen außerdem z. T. einer ausgeprägten circadianen Rhythmik, die meist mit einer Anpassung an das jeweilige Aktivitätsniveau einhergeht.
An der H. sind verschiedene Regelkreise bzw. Rückkopplungsmechanismen (Efeedback control) beteiligt, wobei es sich bei den Effektoren sowohl um nervale als auch um humorale Signale handeln kann. Zwischen dem Endokrinium (endokrine Regulation) und dem (vor allem vegetativen) Nervensystem kommt es zu zahlreichen Interaktionen (z. B. neurohumorale Reflexbögen). Zu den bekanntesten homöostatisch wirkenden Regelkreisen gehören die Blutzuckerregulation (vgl. die glucostatische Sättigungstheorie) und die Regulation von Blutdruck und Blutvolumen, die eng mit der H. des Wasser- und Elektrolythaushalts zusammenhängen.
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