Lexikon der Neurowissenschaft: Corpus geniculatum laterale
Corpus geniculatum laterale s [von latein. corpus = Körper, geniculatus = knotig, lateralis = seitlich], Abk. CGL, Elateral geniculate nucleus (Abk. LGN), der seitliche Kniehöcker. Das Corpus geniculatum laterale ist eine Struktur im dorsalen Thalamus und ist neben den Colliculi superiores Zielort der Axone, die das Auge (Netzhaut) verlassen und ins Gehirn ziehen (Tectum opticum). Das Corpus geniculatum laterale sendet seinerseits Axone in den primären visuellen Cortex, der beim Menschen für bewußte visuelle Wahrnehmung essentiell ist ( siehe Zusatzinfo ; Blindsehen). Im Laufe der Evolution hat dieses geniculo-corticale System im Vergleich zum retino-tectalen Weg dramatisch an Volumen zugenommen. So ist die Fläche des primären visuellen Cortex, dividiert durch die Fläche der Colliculi superiores beim Frosch 0 (er hat noch keinen visuellen Cortex), beim Kaninchen 1,5, bei der Ratte 2, bei der Katze 9 und beim Affen etwa 30. In entsprechender Weise wird der Anteil von Axonen, die in der Netzhaut entspringen und zum Corpus geniculatum ziehen, gegenüber der Projektion der Netzhaut zum Tectum opticum immer größer. Diese Entwicklung hat auch eine zunehmend differenzierte Schichtung des Corpus geniculatum laterale zur Folge. In Amphibien besteht es aus einer wenig differenzierten Ansammlung von Neuronen, die auf Lichtreize reagieren – gleichgültig, in welches Auge dieser Reiz fällt. Im Gehirn von Reptilien hat sich im Corpus geniculatum laterale ein spezialisierter Bereich von Nervenzellen herausgebildet, die nur über das contralaterale Auge erregbar sind. Während das Corpus geniculatum laterale von Vögeln nur noch solche von contralateral erregbaren monokularen Nervenzellen enthält, zeigen sich im Gehirn von primitiven Säugern wie dem Igel Bereiche mit monokularen Neuronen, die nur vom contralateralen, aber auch monokulare Neurone, die nur vom ipsilateralen Auge erregbar sind. Dies ist Folge einer partiellen Umleitung retinaler Axone im Chiasma opticum. Bei Karnivoren und Primaten liegen jeweils mehrere Schichten mit Nervenzellen vor, die jeweils von ipsilateral und contralateral erregbar sind; im menschlichen Gehirn gibt es insgesamt sechs solcher Schichten. Corpus geniculatum mediale, Tectum.
Corpus geniculatum laterale
In einem kürzlich erfolgten Experiment wurden Elektroden in das CGL von Katzen eingepflanzt, die Ableitungen von 177 spezifischen Nervenzellen des visuellen Systems aufzeichneten. Die Informationen dieser Zellen wurden mit Hilfe spezieller decodierender Algorithmen umgewandelt und auf einem Bildschirm dargestellt, wodurch die visuellen Informationen, die von den Katzen wahrgenommen wurden, sichtbar gemacht werden konnten. Die Qualität des erhaltenen Bildes war bei diesen Experimenten abhängig von der Anzahl der abgeleiteten Zellen – je mehr Zellen, desto besser das Bild. Diese Versuche erlauben einen ersten Einblick in die Art der Verarbeitung visueller Informationen im Gehirn.
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