Lexikon der Neurowissenschaft: Dominator-Modulator-Theorie
Dominator-Modulator-Theorie w [von latein. dominator = Herrscher, modulator = das Maß haltend], von dem schwedischen Physiologen R.A. Granit aufgestellte Theorie zum Farbensehen. Nach ihr wird die durch photochemische Reaktionen erfolgte Farbanalyse in ein spezifisches Erregungsmuster der retinalen Ganglienzellen umgesetzt und über verschiedene Afferenzen dem Gehirn zugeleitet. Somit sind an der Farberkennung nicht nur photochemische Mechanismen, sondern auch neurale Differenzierungsprozesse beteiligt. Die Theorie basiert auf der Annahme, daß komplexe Empfindlichkeitskurven (mit einem oder mehreren Höckern) die Summe der Antworten einzelner Modulator-Systeme sind. Isoliert man diese Modulator-Mechanismen, erhält man die Grundeinheiten der Wellenlängenaufnahme (d.h. die Photorezeptoren). Ein Dominator ist nach dieser Theorie ein sensorischer Mechanismus oder ein Endorgan mit einer breiten spektralen Empfindlichkeitskurve, dessen Hauptfunktion darin besteht, einen möglichst großen Wellenlängenbereich für die Farbwahrnehmung verfügbar zu machen. In einer gemischten Netzhaut wäre der Unterschied von photopischen und skotopischen Dominatoren die Ursache für das Purkinje-Phänomen. Entwicklungsgeschichtlich gesehen ist für die Wellenlängenaufnahme der Modulator-Mechanismus älter und primitiver als derjenige des Dominators. Die Dominatorkurve stellt das Resultat einer gegenseitigen Wechselbeziehung mehrerer Modulatoren dar. Dies kann z.B. durch konvergente Verschaltung mehrerer farbspezifischer Modulatoren auf eine nachgeschaltete Nervenfaser (Dominator) erfolgen oder durch Interaktion einzelner Modulatoren untereinander, was durch Ausbildung von Querverbindungen in der Netzhaut, z.B. mittels Amakrinzellen, möglich ist.
Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.