Lexikon der Kartographie und Geomatik: Geologische Karten
Geologische Karten, E geological map, thematische Karten, in denen Verbreitung, Lagerung, Altersbeziehungen und andere Merkmale von Gesteinskomplexen wiedergegeben werden, wobei die Darstellung der altersmäßigen Verhältnisse im Vordergrund steht. Eine petrographische Charakterisierung der geologischen Bildungen erfolgt in der Regel nur in geologischen Karten großer Maßstäbe. In der Regel zeigen geologische Karten die unter dem Boden (vgl. Bodenkarten) anstehenden Gesteinskomplexe. Manchmal werden die jüngsten Bedeckungen (oft das Quartär, seltener Quartär und Tertiär, gelegentlich auch noch ältere Bedeckungen) nicht mit erfasst. Solche Darstellungen werden als abgedeckte Karten bezeichnet.
Geologische Karten zählen zu den ältesten thematischen Karten. Die ersten Karten dieser Art erschienen unter anderem 1775 in Thüringen und 1778 in Sachsen. Nachdem A.G. Werner die Lehre von den Formationen entwickelt hatte, gab es Mitte des 19. Jh. eine Weiterentwicklung zum Kartenstil der modernen geologischen Karten. 1881 wurde auf dem Internationalen Geologenkongress in Bologna eine standardisierte Farbreihe vorgeschlagen und international zur Anwendung bei der Kartengestaltung empfohlen.
Geologische Karten haben für die Geowissenschaften und die Volkswirtschaft eine weitreichende Bedeutung. Hauptnutzer sind insbesondere Bergbau und Lagerstättenforschung, Bauwirtschaft, Wasserwirtschaft sowie Land- und Forstwirtschaft. Sie sind ein unverzichtbares Hilfsmittel für die optimale Nutzung der Ressourcen der Erdkruste.
Die thematische Aufnahme der geologischen Karten erfolgt auf der Grundlage topographischer Karten durch örtliche Begehung, verbunden mit ausgewählten Bohrungen. Hinzu kommen aerogeologische Methoden (Luft- und Satellitenbildinterpretation) sowie geophysikalische und geochemische Methoden.
Geologische Karten sind qualitative Karten mit meist analytischer oder komplexer Grundkonzeption. Typisch für ihre graphische Gestaltung (kartographische Darstellungsmethoden) ist die Darstellung der stratigraphischen Einheiten und Gesteine durch Flächenfarben sowie weiterer flächenhafter Charakteristika durch Flächenmuster (Flächenmethode bzw. Flächenmosaik). Linienhafte Signaturen werden u. a. zur Kennzeichnung tektonischer Störungen verwendet. Dem geologischen Kartenbild sind vielfach noch geologische Profile außerhalb des Kartenbildes beigegeben, um über die Lagerungsverhältnisse zu informieren. Bei groß- und mittelmaßstäbigen geologischen Karten dient meist das vollständige topographische Kartenbild als Basiskarte; in kleineren Maßstäben erfolgt hingegen eine stärkere Vereinfachung derselben.
Die Grundmaßstäbe geologischer Karten liegen in den europäischen Ländern zwischen 1 : 25 000 und 1 : 200 000. Auf geologischen Übersichtskarten werden größere Räume zusammenfassend dargestellt.
Der Herstellung groß- und mittelmaßstäbiger geologischer Karten, insbesondere der Geologischen Karte 1 : 25 000 (GK 25), ist in der Bundesrepublik Deutschland hoheitliche Aufgabe der einzelnen Bundesländer, wobei die angewandten Herstellungstechnologien unterschiedlich sind. Übersichtskarten kleinerer Maßstäbe werden von der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) herausgegeben.
Die digitale Kartenherstellung erfolgt nach verschiedenen technologischen Verfahren. Seit den 1990er Jahren gibt es starke Bemühungen zur Erstellung digitaler geologischer Karten (Karte) und deren Implementierung in Geoinformationssysteme. Gegenwärtig wird das Kartenwerk GK 25 zu einem digitalen geologischen Basisinformationssystem ausgebaut, bestehend aus einer Flächendatenbank (Digitale Geologische Grundkarte) und digitalen Raummodellen (3D-Modellen) des Untergrundes bis in ca. 50 m Tiefe.
Sonderformen der geologischen Karten befriedigen spezielle Anforderungen und Bedürfnisse der Volkswirtschaft, insbesondere des Ingenieurbaus und des Bergbaus. Sie werden vielfach als angewandte geologische Karten bezeichnet und enthalten Informationen, die in den üblichen geologischen Karten nicht erscheinen. Die wichtigsten Karten dieser Art sind tektonische Karten, ingenieurgeologische Karten, hydrogeologische Karten, Lagerstättenkarten, metallogenetische Karten und paläogeographische Karten. Weltumspannend angelegt ist der 1968 beim Bibliographischen Institut in Mannheim erschienene "Atlas zur Geologie". Geologische Karten liegen in Übersichtsmaßstäben auch für den Erdmond vor.
WKH
Literatur: [1] VOSSMERBÄUMER, H.(1983): Geologische Karten, Stuttgart. [2] FELDHOFF, R. (1998): Wertvolle Basisdaten – Zum Entwicklungsstand bei digitalen Geologischen Karten. In: GeoBit. 1/1998, S. 25-26. [3] ZITZMANN, A. (1994): Die Geologischen Kartenwerke in der Bundesrepublik Deutschland. In: Kartographisches Taschenbuch 1994/95, S. 45-71, Bonn.
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