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Lexikon der Kartographie und Geomatik: kartographische Darstellungsmethoden

kartographische Darstellungsmethoden
Wolf Günther Koch, Dresden
Unter kartographischen Darstellungsmethoden, E methods of cartographic representation, sind die Grundstrukturen der Kartengraphik (kartographische Gefüge) und ihre Anwendungsprinzipien zu verstehen, mit denen der Karteninhalt unter Verwendung geeigneter Kartenzeichen und deren methodisch-regelgesteuerter Variation nach graphischen Variablen gestaltet bzw. modelliert wird.
Die kartographischen Gefüge (verschiedentlich auch als Kartentypen bezeichnet) sind bei dieser methodenorientierten Betrachtungsweise Ausgangspunkt der Modellbildung. Sie eignen sich in unterschiedlicher Weise für die Darstellung von georäumlichen Sachverhalten und Erscheinungen (Geoobjekten) und deren Relationen innerhalb punkthafter, linienhafter, flächenhafter und oberflächenhafter topologischer Raumstrukturen.
Die kartographischen Darstellungsmethoden im heutigen Sinne haben sich nach I. Kretschmer (1989) seit dem 17. Jh. herausgebildet, obwohl die Anfänge bis in die Frühzeit der Kartographie zurückreichen. Die ersten methodischen Lehrbücher entstanden für die topographischen Karten im 19. Jh.
Anfang des 20. Jhs. begann die systematische wissenschaftliche Beschäftigung mit den kartographischen Darstellungsmethoden, zuerst in der damaligen Sowjetunion, später auch in anderen Ländern. Mit der Entwicklung der Modell-, Zeichen- und Kommunikationstheorie hat sich seit den 70er Jahren des 20. Jhs. eine mehr objekt- und datenbezogene Herangehensweise herausgebildet, die unter Einbeziehung des Begriffes der Visualisierung eine systematisch-methodische Zuordnung von Zeichen- und Zeichenstrukturen zu Geodaten- und Geodatenstrukturen zum Ziel hat und im Rahmen von Kartographischen Informationssystemen und Geoinformationssystemen eine regel- bzw. wissensbasierte Kartengestaltung anstrebt.
Das System der kartographischen Darstellungsmethoden lässt in gewissen Grenzen eindeutige, wiederholbare Prinziplösungen für die Anwendung ganz bestimmter graphischer Gefüge zu. Der Modellbildungsvorgang muss methodisch immer vom Geoobjekt bzw. den Geodaten ausgehen und durch deren formale Analyse und den Vergleich mit der Struktur graphischer Gefüge deren Eignung für die optimale Datenumsetzung (Daten-Zeichen-Zuordnung) bestimmen (vgl. kartographisches Zeichenmodell). Völlige Eindeutigkeit der graphischen Lösungen ist deshalb nicht zu erreichen, weil u. a. Zweckbestimmung der Karte (Kartenfunktion), Kartenmaßstab und die Disposition des Kartennutzers (also größtenteils Determinanten pragmatischer Art), aber auch graphische Verortungsbedingungen (Faktoren syntaktischer Art) berücksichtigt werden müssen.
In Anlehnung an K.A.  Salistschew, W. Pillewizer, W. Stams und andere Autoren lassen sich unter Bezug auf die topologischen Raumstrukturen folgende kartographische Darstellungsmethoden unterscheiden (Abb.):
Punktbezogene Methoden:
a) Methode der Positionssignaturen mit annähernd lagerichtiger Anordnung punkthafter Gattungssignaturen, b) Methode der Diagrammsignaturen in Form punktbezogener Diagrammfiguren, c) Punktmethode als am Ort des Vorkommens abgebildete kleine graphische Elemente (Punkte), die jeweils eine bestimmte Menge als Einheitswert (Punktwert) repräsentieren und als Punktstreuung in Erscheinung treten.
Linienbezogene Methoden:
d) Methode der Linearsignaturen mit annähernd lagerichtiger Anordnung linearer Gattungssignaturen, e)  Vektorenmethode oder Methode der Bewegungslinien, bei der mittels bandförmiger Darstellung (Band) und mittels Pfeilen Ortsveränderungen (Lageveränderungen) ausgedrückt werden, die immer auch an die Zeit gebunden sind.
Flächenbezogene Methoden:
f)  Flächenmethode oder Arealmethode, bei der (zumeist isolierte) Flächenobjekte als qualitative Darstellung mittels Flächenkartenzeichen erscheinen, g)  Flächenmittelwertmethode (Methode der qualitativen Flächenfüllung, Gattungsmosaik), als flächiges Mosaik qualitativer Objektgattungen, die mit Flächensignaturen graphisch gefüllt sind (vgl. Flächenfüllung), h)  Flächenkartogramm-Methode (Choroplethendarstellung, Dichtedarstellung), als Mosaik bzw. Netz quantitativ-geordneter, relativer Dichtewerte, wobei als Flächenfüllung eine Intensitätsskala verwendet wird, i) Diakartogrammm-Methode (Diakartogramm, Kartodiagramm), als flächiges Mosaik von Raumbezugseinheiten einer Raumgliederung, wobei sich in die Flächen gestellte Diagrammsignaturen im Gegensatz zu Methode b) auf die gesamte Bezugsfläche beziehen und Absolutwerte repräsentieren.
Oberflächenbezogene Methoden:
j)  Isolinienmethode (Isarithmenmethode), Strukturen in sich geschlossener Linien, die durch Interpolation in einem stetigen Wertefeld (Kontinua) entstehen. Die Linien verbinden Punkte gleicher Werte. Schichtendarstellungen im Sinne von Höhenschichten und schattenplastische Halbtondarstellungen im Sinne der Reliefschummerung können der Isolinienmethode als wesensverwandt zugeordnet werden. Sie werden jedoch nur noch selten aus Isolinien heraus entwickelt, sondern direkt auf der Grundlage von digitalen Wertemodellen berechnet.
Mit diesen zehn kartographischen Darstellungsmethoden bzw. Gefügen lassen sich im Prinzip Geodaten aller Art in statischen Karten kartographisch umsetzen.
Ergänzungen durch Neben- und Untermethoden sind denkbar und verschiedentlich auch vorgeschlagen worden (z. B. Schichtstufen und schattenplastische Darstellungen als eigenständige Methoden, relative und absolute Darstellungen auf Gitternetzbasis (Raumgliederung) bzw. nach dem Felderprinzip als "Feldermethode" usw. Auch führt ein System der umfassenden Datenanalyse zu einigen weiteren Gefügen, die zumeist nur theoretischen Wert besitzen und für die kartographische Praxis kaum oder nicht relevant sind.
Eine Kombination von zwei oder mehr Methoden (komplexe, mehrschichtige Darstellung, vgl. Komplexkarte, Darstellungsschicht) ist möglich. Um die Lesbarkeit solcher Strukturen zu gewährleisten, sollten nur Methoden gemeinsam angewendet werden, die sich auf unterschiedliche topologische Raumstrukturen beziehen, d. h., wenn punkthafte mit linearen und/oder flächenhaften sowie lineare mit flächenhaften Methoden zusammentreffen, wobei hier der zwar auf eine Oberfläche bezogene, graphisch aber lineare Charakter der Isolinien zu berücksichtigen ist. Bei Bildschirmkarten ist aufgrund des erheblich verminderten Auflösungsvermögens des Bildschirms im Vergleich zu bedrucktem Papier (vgl. Auflösung) die Möglichkeit von Methodenkombinationen von vornherein deutlich eingeschränkt.
Eine dem System der kartographischen Darstellungsmethoden sehr ähnliche Ordnung nach kartographischen Gefügen bzw. Gefügetypen geht auf E.  Imhof zurück. U. Freitag (1985) bezeichnet die Gefügetypen als Basic Map Models, wobei auch die oberflächenbezogenen Hauptmethoden der Reliefdarstellung bzw. des Wertereliefs explizit ausgewiesen sind.
Entsprechend dem objekt- bzw. datenbezogenen Ansatz von J. Bollmann (1985, 1988) werden gleichfalls nach topologischen Raumstrukturen geordnete Kartentypen unterschieden. F. Kelnhofer (1971) geht in seiner Strukturlehre von Darstellungstypen aus.
Die Konstruktion und Gestaltung von kartenverwandten Darstellungen und von Bildkarten wird i. a. nicht zu den kartographischen Darstellungsmethoden gerechnet.
Veränderungen und Erweiterungen des Methodensystems zeichnen sich durch das Zusammenwirken von Computer, Bildschirm und neuartigen Softwareprodukten aus den Bereichen Geoinformationssysteme, Graphikdesign, Animation und Multimedia ab. Deren Integration in die kartographische Methodenlehre ist noch zu vollziehen.

Literatur: [1] DEUTSCHE GESELLSCHAFT FÜR KARTOGRAPHIE e.V. (1997): Ausbildungsleitfaden Kartograph/Kartographin. [2] KOCH, W.G. (1994): Abgrenzung, Differenzierung und Ordnung kartographischer Darstellungsmethoden im Hinblick auf wissensbasierte Kartengestaltung. In: Kartosemiotik/Kartosemiotika, 5, 108-121. Dresden/Bratislava. [3] PILLEWIZER, W. (1974): Die kartographischen Strukturformen und die Methoden der graphischen Gestaltung thematischer Karten. In: Festschrift für Georg Jensch zum 65. Geburtstag, 343-361. Berlin.


kartographische Darstellungsmethoden:kartographische Darstellungsmethoden: Kartographische Darstellungsmethoden/kartographische Gefüge: a) Methode der Positionssignaturen, b) Methode der Diagrammsignaturen, c) Punktmethode, d) Methode der Linearsignaturen, e) Vektorenmethode, f) Flächenmethode, g) Flächenmittelwertmethode (qualitative Flächenfüllung), h) Flächenkartogramm-Methode, i) Diakartogramm-Methode (Kartodiagramm), j) Isolinien-Methode.
  • Die Autoren

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Lexikons der Kartographie und Geomatik

Herausgeber und Redaktion (jew. mit Kürzel)

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WKH

Prof. Dr. Wolf Günther Koch, Technische Universität Dresden, Institut für Kartographie

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CBE

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Dipl.-Met. Wolfgang Benesch, Offenbach

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KBR

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MBR

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WBH

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Dr. Gerd Buziek, München

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DDH

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KGR

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RST

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JSR

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