Lexikon der Neurowissenschaft: Chordotonalorgan
Chordotonalorgan [von griech. chorde = Darm, Darmsaite, tonos = Spannung], Chordotonalrezeptor, Scolopidialorgan, Saitenorgan, E chordotonal organ,ein zum peripheren Nervensystem von Gliederfüßern (Arthropoden) gehörender Dehnungsrezeptor (ein Mechanorezeptor), der sich unter der Haut befindet und der Propriorezeption sowie der Wahrnehmung von Boden- und Luftschall dient. Die Grundeinheit der Chordotonalorgane ist das Scolopidium, bestehend aus ein oder zwei sensorischen Neuronen (Sinneszellen), einer Stiftsinneszelle, einer Hüllzelle und assoziierten Gliazellen. Chordotonalorgane befinden sich an Körpergelenken und stehen über die Hüllzellen der Scolopidien in Verbindung mit Cuticula, Bändern oder Tracheen. Der adäquate Reiz für die Erregung der Sinnesorgane ist die mechanische Verformung der umgebenden Gewebe. Sie können Richtung, Geschwindigkeit und Beschleunigung einer Bewegung sowie die Stellung der Körperteile zueinander registrieren. Einige dieser propriorezeptorischen Sinnesorgane haben sich bei Insekten im Laufe der Evolution zu vibrationsempfindlichen (Subgenualorgane) bzw. schallempfindlichen Rezeptoren (Tympanalorgane, Johnston-Organe) weiterentwickelt. Subgenualorgane befinden sich bei fast allen Insekten knapp unterhalb der Tibien eingespannt in ein Tracheenlumen und reagieren mit hoher Empfindlichkeit auf Vibrationen des Untergrunds (es werden noch Schwingungsamplituden von weniger als 0,1 nm registriert). In den Tympanalorganen stehen die Chordotonalorgane mit Cuticulae in Verbindung, die zwischen Tracheensäcken eingespannt sind. Sie dienen der Schallwahrnehmung von arteigenen oder artfremden Geräuschen. Johnston-Organe liegen bei allen Insekten mit Geißelantennen im zweiten Glied der Antennenbasis und reagieren auf die Scherung der Antennen, ausgelöst durch Bewegungen der Luft. Sie können der Geschwindigkeitsmessung im Flug dienen, werden aber auch bei Mücken zur akustischen Wahrnehmung von arteigenen Fluggeräuschen eingesetzt. Vermutlich können auch einige der ursprünglichen, gelenkassoziierten Chordotonalorgane über Kontakte zu benachbarten Tracheen Schall wahrnehmen und dadurch zu entsprechenden Reaktionen des Tieres führen, womit sie regelrechte Ohren darstellen würden.
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