Lexikon der Neurowissenschaft: Sinusvenenthrombose
Sinusvenenthrombose w, Hirnvenen- und Sinusthrombose, Sinusthrombose, E cerebral sinus and venous thrombosis, venöse Abflußstörung des Gehirns durch Thrombose eines oder mehrerer Hirnsinus oder cerebraler Venen. Die heute seltenen septischen Sinusvenenthrombosen befallen bevorzugt den Sinus cavernosus und transversus und entstehen im Gefolge unzureichend behandelter lokaler Infektionen im Kopfbereich (besonders eitrige Entzündung von Ohr und Mastoid). Nichtseptische, sogenannte blandeSinusvenenthrombosen finden sich am häufigsten im Sinus sagittalis superior (ca. 70%) und Sinus transversus (ca. 40-70%), in 75% der Fälle ist mehr als ein Sinus betroffen. Sie kommen in allen Altersstufen vor, ein Gipfel findet sich bei jungen Erwachsenen in der 3. und 4. Dekade. Man schätzt, daß ca. 1-2% aller Schlaganfälle auf venöse Thrombosen entfallen. Die Ursachen sind heterogen und entsprechen denen bei Thrombosen außerhalb des Gehirns; bei Frauen spielen hormonelle Faktoren (Schwangerschaft, Wochenbett, Empfängnisverhütung) eine wichtige Rolle. Angeborene oder erworbene Gerinnungsstörungen wurden in den letzten Jahren zunehmend als Ursachen entdeckt, speziell die Resistenz gegen aktiviertes Protein C aufgrund der Faktor v-Leiden-Mutation. Das klinische Bild ist sehr variabel, Leitsymptom ist der Kopfschmerz; epileptische Anfälle, fokale Defizite wie z.B. zentrale Lähmungen und Bewußtseinsstörungen treten in unterschiedlicher Kombination und Schwere auf. Stauungsblutungen treten in 30-40% auf (meist intracerebrale Gehirnblutung, selten als subdurale Blutung oder Subarachnoidalblutung). Diagnostisch kann die Computertomographie gute Hinweise liefern (typisch ist das Delta-Zeichen bzw. empty-triangle-Zeichen: eine Kontrastaussparung durch den Thrombus im Confluens sinuum). Gesichert wird die Diagnose jedoch durch die Angiographie bzw. in neuerer Zeit mittels Kernspinresonanztomographie einschließlich flußsensitiver Sequenzen. Therapeutisch wird Heparin eingesetzt, darunter ist die Prognose meist gut (Letalität < 10-15%, schwere Folgeschäden in ca. 10%). Hirnvenenthrombose.
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