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Schwarze Löcher -Das dunkelste Geheimnis der Gravitation
Relativitätstheorie und Raumzeit Eine erste adäquate mathematische Beschreibung Schwarzer Löcher gelingt mit der Allgemeinen Relativitätstheorie (ART) (engl. General Relativity, GR). Diese Theorie geht auf den vermutlich bekanntesten Physiker überhaupt zurück: Albert Einstein (1879 - 1955). Er entwickelte die berühmte Relativitätstheorie in zwei Teilen: der Speziellen und der Allgemeinen Relativitätstheorie. Einstein war nach seinem Physikstudium ab 1901 Patentbeamter in Bern und fand neben dieser Arbeit viel Zeit, um sich mit der theoretischen Physik zu beschäftigen. Ein wesentliches Interessengebiet war das Licht und so z.B. die Frage, was man bei einem gedanklichen 'Ritt auf einem Lichtstrahl' wahrnehmen würde. Diese harmlos anmutende Frage, konnte kein Physiker der damaligen Zeit angemessen beantworten. Die Suche nach einer Antwort dieses Gedankenexperiments mündete in die Spezielle Relativitätstheorie (SRT) (engl. Special Relativity, SR). Die Grundpfeiler dieser Theorie veröffentlichte Einstein in der wissenschaftlichen Zeitschrift Annalen der Physik mit dem Titel Zur Elektrodynamik bewegter Körper im Jahre 1905. Bezugssysteme - Alles eine Frage des Standorts
Die SRT vergleicht die Messung von Ereignissen, die durch Orts- und Zeitkoordinaten festgelegt sind,
in verschiedenen Bezugssystemen. Ein Bezugssystem ist ein Ort, von dem aus Beobachtungen beschrieben
werden. Es ist jedoch nicht nur ein Bezugs- oder Referenzpunkt im Raum, sondern auch in der Zeit. Raum und Zeit sind relativ. Verschiedene Bezugssysteme bewegen sich in der SRT relativ zueinander mit einer gleichförmig geradlinigen Geschwindigkeit. Dabei zeigt sich, dass in allen diesen Bezugsystemen (Inertialsystemen) die Vakuumlichtgeschwindigkeit eine Konstante ist. Die Vakuumlichtgeschwindigkeit oder Lichtgeschwindigkeit im leeren Raum wird in der Physik mit dem Buchstaben c symbolisiert, was schlicht auf die Tatsache zurückgeht, dass sie konstant (engl. constant) ist. Der Zahlenwert von c im Système Internationale ist laut Committee on Data for Science and Technology CODATA (2002) Die Vakuumlichtgeschwindigkeit ist eine (nach allem, was die Physiker heute wissen) universelle Naturkonstante. Zunächst war diese Konstanz ein Postulat Einsteins, d.h. eine Annahme oder Arbeitshypothese, mit der er versuchte eine konsistente, physikalische Theorie zu konstruieren. Mittlerweile ist diese Annahme vielfach in Experimenten bestätigt worden. Somit ist klar: Nicht alles ist relativ in der Relativitätstheorie - die Lichtgeschwindigkeit ist absolut! Das Wesen der Relativität Die Konstanz der Lichtgeschwindigkeit hat weitreichende Konsequenzen: Nehmen wir an, zwei Beobachter betrachten einen bewegten Gegenstand aus verschiedenen Bezugssystemen. Wenn die Lichtgeschwindigkeit eine Konstante ist, so müssen andere Größen variieren, damit beide Beobachter die Beobachtung korrekt physikalisch beschreiben. Es stellt sich heraus, dass das Postulat von der Konstanz der Vakuumlichtgeschwindigkeit in eine Relativität der Zeit (auch der Gleichzeitigkeit) und eine Relativität der Länge mündet. Die klassisch unverständlichen Effekte Zeitdilatation und Längenkontraktion sind Belege für die Relativität von Zeit und Länge. Dieses Wesen der Relativität gab der Relativitätstheorie ihren Namen. Die Zeit verlor damit ihren absoluten Charakter, den schon Aristoteles und später Sir Isaac Newton postulierten: Zeit ist eine relative Größe. Außerdem verlor die Zeit ihre Eigenständigkeit: Zeit und Raum hängen eng miteinander zusammen und bilden in der Relativitätstheorie ein Kontinuum, das so genannte Raum-Zeit-Kontinuum. Dieses Gebilde heißt auch einfach nur kurz Raumzeit. In der SRT ist dieses Kontinuum flach, d.h. ungekrümmt, und wird durch die Minkowski-Metrik beschrieben. Die Flachheit ist gerade eine Folge davon, weil die SRT eine Theorie im relativistischen Vakuum ist (d.h. der Energie-Impuls-Tensor verschwindet). 'E gleich m c Quadrat' Die zentrale Gleichung der SRT und die wohl berühmteste Gleichung der Physik ist das Masse-Energie-Äquivalent. Als mathematische Gleichung lapidar geschrieben als Diese Gleichung findet sich in dem Papier Ist die Trägheit eines Körpers von seinem Energieinhalt abhängig?, ebenfalls publiziert in den Annalen der Physik im Jahr 1905 - in Einsteins Wunderjahr (annus mirabilis). Die Masse ist also eine Energieform, so wie Strahlungsenergie, Wärmeenergie oder kinetische Energie auch. Aber neben dieser Aussage gibt es eine weitere, wichtige Folgerung: aufgrund der Gültigkeit dieser Gleichung besitzt auch eine relativ in Ruhe befindliche Masse (Relativgeschwindigkeit null) eine nicht verschwindende Ruheenergie. Man liest ab, dass bereits sehr kleine Massen durch die enorme Zahl 'Lichtgeschwindigkeit im Quadrat' (etwa 1017 m2/s2) eine außerordentlich hohe Ruheenergie haben. Der Begriff der Raumzeit wurde in der Allgemeinen Relativitätstheorie erweitert. Hier kann die vierdimensionale Mannigfaltigkeit, bestehend aus drei Raumdimensionen (Länge, Breite, Höhe) und einer Zeitdimension, gekrümmt sein. Das geschieht genau dann, wenn eine Form von Energie (Masse, elektromagnetische Strahlung, Staub etc.) vorhanden ist. Sie erzeugt eine gekrümmte Raumzeit. Physiker sagen: Energie (Masse) ist die Quelle der Gravitation. Die Krümmung wird gerade dort besonders groß, wo sich die Energie befindet. Die Einsteinschen Feldgleichungen geben nun einerseits Auskunft darüber, wo die Raumzeit Krümmungen aufweist und wie stark diese sind. Andererseits sagen die Gleichungen auch, wie sich die Krümmungen auf die Energie auswirken. Diese komplizierte, gegenseitige Kopplung von Raumzeit an Energie und Energie an Raumzeit steckt gerade im komplizierten, nicht-linearen Charakter der Feldgleichungen. Tensoren Die Entwicklung der Allgemeinen Relativitätstheorie kostete Einstein enorme Anstrengungen, wie man anhand des viel späteren Publikationsjahrs 1916 erahnen kann. Dies liegt am mathematischen Formalismus der Relativitätstheorie, der Tensor-Rechnung. Zwar findet dieser bereits in der SRT Anwendung, wird jedoch in der ART komplizierter und auch umfangreicher. Der Mathematiker Marcel Grossmann (1878 - 1936), Einsteins Freund und Kommilitone zur Zeit seines Physikstudiums an der ETH Zürich, lehrte ihn den Umgang mit Tensoren. Grossmann muss als wichtiger Mitbegründer der ART angesehen werden, denn er kannte die Arbeiten der folgenden Mathematiker:
Tensoren sind Größen der Differentialgeometrie, die auf einer vierdimensionalen Mannigfaltigkeit
definiert werden und bestimmten Transformationsgesetzen genügen. Die Skalare, Vektoren und Matrizen der
Linearen Algebra sind ebenfalls Tensoren, allerdings niedriger Stufe. Die Differentialgeometrie kennt weit
kompliziertere Tensoren, die immer als eine wohl definierte Anordnung von Zahlen und Funktionen geschrieben werden
können. Die Tensoren der ART sind recht anschauliche Objekte, die mit einer physikalischen Größe, wie
der Energie (Energie-Impuls-Tensor), der Raumkrümmung
(Riemannscher Krümmungstensor) oder dem elektromagnetischen Feld
(Maxwell-Tensor bzw. Faraday-Tensor) in Verbindung stehen. Die Raumzeit
selbst, die Metrik, wird durch den metrischen Tensor beschrieben. Oft handelt es sich bei den physikalischen Größen der ART um Tensoren 2. Stufe, die man als 4 × 4 - Matrix (eine Anordnung von 16 Zahlen oder Funktionen in vier Spalten und vier Zeilen) schreiben kann und damit eine vertraute Gestalt bekommen. Physikalische Tensoren sind in der Regel symmetrisch. Für eine 4 × 4 - Matrix heißt das, dass nur 10 Komponenten (obere oder untere Dreiecksform) unabhängig sind, weil die anderen durch die Symmetrieeigenschaften festgelegt sind. Dies gilt auch für den metrischen Tensor, der alternativ auch durch das Linienelement beschrieben werden kann. Die Allgemeine Relativitätstheorie ist in dem Sinne als allgemein zu verstehen, weil die relative Bewegung der Bezugssysteme zueinander (verglichen mit der SRT) verallgemeinert wird: die Inertialsysteme können gegeneinander beschleunigt werden. Ein fundamentales Postulat der ART ist das Äquivalenzprinzip. Es besagt, dass träge und schwere Masse äquivalent sind, d.h. dass es keinen Unterschied in der Bewegung macht, ob eine Masse beschleunigt wird (Trägheit) oder im Schwerefeld eines Körpers fällt (Schwere). Das Eötvös-Experiment, ein Aufbau einer Drehwaage mit beweglichen Massen an einem Torsionspendel, bestätigte dieses Prinzip im Rahmen der experimentellen Genauigkeit. Eine weitere glänzende Bestätigung des Äquivalenzprinzips, aber auch der ART an sich, ist die beobachtete Ablenkung von Strahlung im Schwerefeld von der Sonne und Planeten. Revolutionäre Ansichten: Gravitation geometrisch betrachtet Das Konzept der Allgemeinen Relativitätstheorie löste die alte, Newtonsche Sicht der Dinge ab, dass Gravitation die instantane (d.h. ohne Zeitverlust einhergehende) Vermittlung von Kräften zwischen Massen ist. Nach der ART ist die Gravitation eine geometrische Eigenschaft der Raumzeit, deren Vermittlung sich mit der Vakuumlichtgeschwindigkeit ausbreitet. Die fundamentale Erkenntnis der ART lautet: Energie krümmt die Raumzeit oder als Tensor-Gleichung geschrieben Das ist die so genannte Einsteinsche Feldgleichung oder kurz Einstein-Gleichung in der Sprache der Physiker (Nicht etwa die zweifellos berühmtere Formel E = mc2 ist unter Physikern mit 'Einstein-Gleichung' gemeint!) Die Einstein-Gleichung ist auch die wichtigere Gleichung.
Die Einstein-Gleichung steht hier sehr kompakt als eine einzige Gleichung, doch eigentlich sind das zehn!
Die Einsteinschen Feldgleichungen sind aufgrund der Symmetrie
der Metrik ein System von zehn nicht-linearen, gekoppelten, partiellen Differentialgleichungen.
Auf der linken Seite steht der Einstein-Tensor G, der gerade zweite Ableitungen
der Metrik enthält; auf der rechten Seite steht der Energie-Impuls-Tensor T, der die Materie
(Staub, ideales Fluidum,
elektromagnetisches Feld etc.) beschreibt. Im Vakuumfall, also in
Abwesenheit
von Materie, verschwindet der Energie-Impuls-Tensor. Dies ist gerade für elektrisch ungeladene Schwarze
Löcher realisiert. Daher nennt man sie Vakuumlösungen der Einsteinschen Feldgleichungen. Die Kopplungskonstante entspricht im Système Internationale dem Produkt aus dem Achtfachen der Kreiszahl π ('Pi') mit der Gravitationskonstante G, geteilt durch die Lichtgeschwindigkeit c in vierter Potenz. In den hier verwendeten geometrisierten Einheiten (G = c = 1) vereinfacht sich das zu 8π. Die Kopplungskonstante folgt notwendigerweise aus einem Korrespondenzprinzip: Im Grenzfall schwacher Gravitationsfelder und kleiner Geschwindigkeiten gegenüber der Lichtgeschwindigkeit muss die Einsteinsche in die Newtonsche Theorie übergehen. Dann kann man die Kopplungskonstante ableiten, indem man Einsteinsche Feldgleichungen mit der Poisson-Gleichung der Newtonschen Gravitationsphysik vergleicht. Was die Welt im Innersten zusammenhält Da schon die SRT zeigen konnte, dass Masse der Energie äquivalent ist, krümmt auch die Masse die Raumzeit. Mit dieser Erkenntnis lässt sich auch die zentrale Frage des Protagonisten in Goethes Faust beantworten:
Das, was die Welt im Innersten zusammenhält, ist die Welt selbst. Denn die Begründung lautet, dass gemäß der ART die Materie der Erde selbst (repräsentiert durch den Energie-Impuls-Tensor T, der rechten Seite der Feldgleichungen) Raum und Zeit (die Raumzeit oder Metrik, eine vierdimensionale Mannigfaltigkeit, die in Form von Ableitungen im Einstein-Tensor G steckt, der linken Seite der Feldgleichungen) in der Umgebung der Erde so krümmen, dass ein selbstgravitierendes Objekt, die kugelige Erdmasse, resultiert. Alle irdische Energie bestimmt die Geometrie und zwar im relativistischen, aber auch direkten wörtlichen Sinn (geos, grch.: Erde, metros, grch.: Maß)! Was tun mit der Feldgleichung?
Möchte man sich die Einsteinschen Feldgleichungen für den Vakuumfall in eine mehr einsehbare bzw.
praktische Form bringen, so muss man lediglich die Definition des Einstein-Tensors
kennen: Er ist nämlich gerade die Differenz aus Riemannschen Krümmungstensor
und dessen Verjüngung, der skalaren Krümmung, dem Ricci-Skalar. Triviale Raumzeit der SRT
Der metrische Tensor in der Speziellen Relativitätstheorie (SRT) wird durch die
Minkowski-Metrik festgelegt und hat eine denkbar einfache Gestalt: die
nicht-diagonalen Elemente des metrischen Tensors geschrieben als 4 × 4 - Matrix sind alle null. Auf
der Diagonale stehen wiederum nur konstante Zahlen und keine koordinatenabhängigen Funktionen. In einer möglichen
Konvention (+ - - -) steht zum Beispiel als zeitliche Komponente +1 und bei allen räumlichen Diagonalelementen -1 (man
sagt auch die Signatur der Metrik sei -2. Das bedeutet demnach: alle Ableitungen (nach Zeit- und Raumkoordinaten)
dieser konstanten Einträge sind null. Nach den obigen Ausführungen verschwinden damit zunächst die
Christoffel-Symbole. Dann ist aber auch der Riemannschen Krümmungstensor null, und dessen
Verjüngung, die skalare Krümmung auch. Die Relativisten umschreiben das so: Die Raumzeit der SRT, der
Minkowski-Raum, ist flach. Schwarze Löcher sind relativistische Objekte
Schließen wir nun den Bogen von der Relativitätstheorie zu den Schwarzen Löchern: Schwarze Löcher
sind Lösungen der Feldgleichungen der Allgemeinen Relativitätstheorie. Sofern sie keine elektrische
Ladung tragen, sind sie Lösungen der Feldgleichungen im
Vakuum. Die weit verbreitete, wissenschaftliche Lehrmeinung ist, dass die kosmischen
Schwarzen Löcher elektrisch neutral sind und maximal nur durch zwei Eigenschaften charakterisiert sind: Masse
und Rotation. Der wesentliche Typus eines Schwarzen Loches in der Astrophysik ist demnach die
Kerr-Geometrie, die wir noch sehr detailliert im Verlauf dieses Aufsatzes besprechen
werden. Die Kerr-Lösung ist ebenfalls eine Vakuum-Lösung. Mit anderen Worten: Setzt man die Metrik eines
rotierenden Schwarzen Loches in die Einsteinschen Gleichungen ein, zeigt sich, dass der Einstein-Tensor (die
'linke Seite' der Feldgleichungen) verschwindet. Bei den kompakten Objekten der Astrophysik (Weißer Zwerg, Neutronenstern, Bosonenstern, Fermionenstern, Quarkstern etc.) im Allgemeinen und den Schwarzen Löchern im Speziellen, sind Materie bzw. Energie auf kleinstem Raum vereinigt. Daher ist die Krümmung der Raumzeit bei diesen Objekten besonders hoch. Anschaulich argumentiert ist die Krümmung am Horizont Schwarzer Löcher so hoch, dass die Lichtstrahlen auf das Innere des Schwarzen Loches 'gebogen' werden. Die Trajektorien der Strahlung, die so genannten Nullgeodäten, zeigen auf die zentrale Singularität. In diesem Punkt (ohne Rotation) bzw. Ring (mit Rotation) steckt die gesamte Masse eines Schwarzen Loches! Die Schlüsselfrage ist, welcher Zustandsgleichung die Materie dort gehorcht. Im Rahmen der klassischen ART ist festzustellen, dass in diesem singulären Punkt der Raumzeit die Krümmung unendlich wird. Das belegt die Untersuchung von Krümmungsinvarianten wie dem Kretschmann-Skalar. Die hier angedeutete Diskussion zeigt somit die Grenzen der Relativitätstheorie auf und deutet auf eine übergeordnete Theorie hin, nach der bereits seit Jahrzehnten fieberhaft gesucht wird. Bisher ohne Erfolg! Aber mit entscheidenden Fortschritten erst in den letzten Jahren! p.s. Die relativistisch korrekte Antwort auf die Eingangsfrage (Einsteins Leitfrage der SRT), was man beim Ritt auf einem Lichtstrahl sehen würde lautet: Nichts! Oder anders gesagt: Photonen altern nicht! Der Lorentz-Faktor divergiert, wenn die Ausbreitungsgeschwindigkeit gleich der Lichtgeschwindigkeit (v = c) wird, und die 'Dehnung des Zeitflusses' (Zeitdilatation) geht gegen unendlich, während die Verkürzung von Längenmaßstäben (Längenkontraktion) gegen null geht. Webtipp:
© Andreas Müller, August 2007
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