Astro-Lexikon L 4
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Lichtkurve
Ein sehr gebräuchliches Diagramm in der Astronomie, dass die
Strahlungsintensität einer kosmischen Quelle (auf der y-Achse)
über der Zeit (auf der x-Achse) darstellt. Motiviert ist das ganz
einfach dadurch, weil die Astronomen an Schwankungen der Helligkeit
des Objekts interessiert sind. Lichtkurven (engl. light curves) eignen sich bestens, um
Studien der Variabilität durchzuführen. So folgen Eigenschaften der
Quelle, wie ihre Ausdehnung (Stichwort: Lichtlaufzeit) oder ihre physikalische Natur.
Wer die Wahl hat
Es bieten sich hier vielfältige Möglichkeiten: so können Strahlungsintensitäten
bei verschiedenen Wellenlängen oder Energien der Strahlung benutzt werden.
Der Astronom misst entsprechend Lichtkurven im Bereich der optischen Strahlung, Röntgenstrahlung,
Gammastrahlung etc.
Als Maß für die Helligkeit bietet die Astrophysik ebenfalls eine Reihe von Größen an:
so eignen sich für Lichtkurven die Leuchtkraft, der spektrale Fluss,
der Gesamtfluss oder die bolometrische Helligkeit.
Lichtkurven von Sternen
Astronomen nehmen die Lichtkurven von einer Vielzahl kosmischer Quellen auf. Naheliegend sind
Sterne. Kein Stern gibt einen konstanten Strahlungsstrom ab, sondern
zeigt je nach Masse, Aktivität und Zusammensetzung (Metallizität)
charakteristische Merkmale. Lichtkurven helfen dabei die Sterne in ganz unterschiedliche Typen von
Veränderlichen einzusortieren.
Lichtkurven von Explosionen
Interessant sind auch kurzzeitige Ereignisse, die einen steilen Helligkeitsanstieg zur Folge haben.
Diese Form nennt man Ausbrüche (engl. bursts) und wird bei Nuklear-Explosionen oder ganzen
Sternexplosionen beobachtet. Entsprechend fallen in diese Kategorie von Ereignissen die
Novae, Supernovae, Hypernovae
und Gamma Ray Bursts. Unter dem Eintrag Zeitdilatation
wird als Beispiel für eine Lichtkurve, die einer Supernova Typ Ia gezeigt (explodierende
Weiße Zwerge).
Lichtkurven von speziellen Vorgängen
Anstiege in der Lichtkurve werden auch beobachtet, wenn ein Stern sich zu nahe an ein
supermassereiches Schwarzes Loch im Herzen einer inaktiven
Galaxie traut. Dann wird der Stern von immensen
Gezeitenkräften zerrissen, was unter Umständen
als Helligkeitsanstieg beobachtet werden kann. Der Grund: durch die unerwartete Mahlzeit
für das Loch steigt auch die Leuchtkraft infolge der Akkretion
rasant, aber nur für gewisse Zeit an.
Die Quasi-periodischen Oszillationen (QPOs) bezeichnen gerade ein charakteristisches
Auf und Ab in Lichtkurven. Sie werden häufig bei Röntgendoppelsternen
beobachtet und hängen mit Prozessen in der Akkretionsfluss zusammen - z.B. mit einer Rotationsbewegung, mit
Epizykelfrequenzen oder mit dem Lense-Thirring-Effekt.
Mathematische Werkzeuge in der Analyse
Die Astronomen betrachten Lichtkurven nicht einfach nur als Intensität-Zeit-Diagramme; sie verwenden auch
anspruchsvollere Analysetechniken wie die Fourier-Transformation (eine spezielle Integraltransformation, die
auch in der Nachrichtentechnik breite Anwendung findet). Im so genannten Fourier-Raum heißen die Lichtkurven
dann Leistungsspektren oder Power density spectra (kurz oft power spectra). Der Vorteil ist, dass
charakteristische Perioden in der Lichtkurve dann als Peak im Leistungsspektren erscheinen. So sind z.B. QPO-Frequenzen
direkt abzulesen und man kann versuchen sie z.B. mit Keplerfrequenzen (mit der Umlaufperiode)
oder anderen charakteristischen Frequenzen zu interpretieren.
Lie-Ableitung
Die Lie-Ableitung ist eine spezielle, mathematische Operation, die bei der
Allgemeinen Relativitätstheorie eine Rolle spielt. Die Relativitätstheoretiker sind an
den Symmetrieeigenschaften von Raumzeiten interessiert. Sie betrachten daher Isometrien.
Es stellt sich heraus, dass ein mathematischer Ausdruck, die so genannte Lie-Ableitung der Metrik
verschwinden muss, um die Metrik über eine Koordinatentransformation auf sich selbst abzubilden. Diese Gleichung heißt dann
Killing-Gleichung und deren Lösungen Killing-Felder.
Was passiert bei der Lie-Ableitung?
Anschaulich entspricht die Lie-Ableitung einem Paralleltransport eines Tensors von einem Punkt an
einen anderen in der Raumzeit entlang einer Kongruenzkurve. Danach werden die Tensoren an den
verschiedenen Punkten verglichen. Beim Grenzübergang der Ableitung wird der Abstand infinitesimal, d.h. beliebig klein.
Eigenschaften der Lie-Ableitung bezüglich eines Vektorfelds
- Linearität
- Erfüllung der Leibniz-Regel (Produktregel bei Differentiation)
- Erhaltung des Tensortyps
- Kommutativität (Vertauschung) mit der Verjüngung
- Anwendbarkeit auf alle Tensoren
Linearbeschleuniger
Die Linearbeschleuniger sind Teilchenbeschleuniger mit gerader Beschleunigungsstrecke.
Diese Beschleunigerarchitektur war in der Historie der Hochenergiephysik die erste Bauart. Linearbeschleuniger
nennt man auch LINACs (Akronym aus dem Englischen aus linear accelerator).
Geradeaus geht's nicht weit
Die gerade Strecke begrenzt jedoch die erreichbaren Geschwindigkeiten von zu beschleunigenden Teilchen und ist auch
architektonisch ungünstig, weil LINACs schnell die räumlichen Dimensionen einer Beschleunigeranlage sprengen. Daher
ging man zu einer neuen Beschleunigerarchitektur über: den Kreisbeschleunigern. Diese
haben dann den Vorteil, dass Teilchenstrahlen mehrfach die Beschleunigungsstrecke durchlaufen können und damit mehr
Energie gewinnen; aber dies erkauft man sich mit dem Nachteil, dass nun Zentrifugalkräfte
den Strahl (beam) aus seiner Sollbahn bringen, was durch Lorentz-Kräfte von magnetischen Führungsfeldern
ausgeglichen werden muss.
Besser mit Wechselfeld
Die ersten LINACs waren recht einfache Anlagen mit einem beschleunigenden, elektrischen Gleichspannungsfeld. Diese
Bauweise wurde später durch die Hochfrequenzbeschleuniger abgelöst. Hier sind die Felder nicht mehr statisch,
sondern wechseln ihre Richtung. Die Umpolung des Feldes würde normalerweise in der 'Gegenphase' die Teilchen wieder
abbremsen. Dies unterbindet man durch Abschirmung mit zylindrischen Kapseln, den Driftröhren, die als Faraday-Käfige
im Innern feldfrei bleiben. Im LINAC muss die Länge der Driftröhren und den dazwischen liegenden Beschleunigungsstrecken
sukzessiv zunehmen, weil die Teilchenbündel immer schneller werden.
Andere Beschleunigertypen
Siehe dazu auch die Einträge: Synchrotron, Synchrozyklotron
und Zyklotron.
LINER
Hinter LINER verbirgt sich ein Akronym für einen bestimmten Typen Aktiver Galaktischer Kerne
(AGN). Es steht für low-ionization nuclear emission line region, also einem Emissionsgebiet im Kern einer aktiven
Galaxie, der gering ionisiert ist.
Eigenschaften
LINERs sind den Seyfertgalaxien
vom Typ 2 sehr ähnlich und haben eine geringe Kernleuchtkraft. Im Spektrum findet man keine
breiten Emissionslinien, aber schmale sind beobachtbar. Besonders stark sind die Linien von OI, OII, SII und NII sowie schwachen
Linien von OIII.
eine Quelle
Ein prominenter Vertreter dieses Typs ist das Objekt LINER NGC 4258.
Linienelement
Das Linienelement ds2 legt gerade die Eigenschaften einer Mannigfaltigkeit in der
Differentialgeometrie eindeutig fest.
Mathematisches Rüstzeug von Einsteins Theorie
Die vierdimensionalen Mannigfaltigkeiten der Relativitätstheorie können
gerade durch das Linienelement beschrieben werden. Im Prinzip kann man die Ausdrücke Linienelement,
Metrik, Raumzeit und metrischer Tensor in der
Relativitätstheorie synonym verwenden. Im Allgemeinen, gibt es in der Mathematik eine strengere Unterscheidung:
Eine Mannigfaltigkeit mit einer Metrik heißt Riemannsche Mannigfaltigkeit. Die Raumzeit ist vierdimensional
und ist damit eine bestimmte Mannigfaltigkeit spezieller Dimension. Das Linienelement ist eigentlich ein Quadrat eines
infinitesimalen, raumzeitlichen Abstands, der lorentzinvariant ist. Das bedeutet, alle
Beobachter zweier Ereignisse (Weltpunkte) werden sich darauf verständigen können,
dass sie denselben raumzeitlichen Abstand haben.
ds2 zur Bahnenklassifizierung
Greift man bestimmte Trajektorien (Weltlinien) in der Raumzeit, die Geodäten, heraus,
so kann man sie anhand des Vorzeichen des Linienelements klassifizieren. Sie heißen
- zeitartige Geodäten bei ds2 > 0,
- lichtartige Geodäten oder Nullgeodäten bei ds2 = 0,
- und raumartige Geodäten bei ds2 < 0.
Wesentliche Linienelemente der Relativitätstheorie, die die Krümmungseigenschaften und die Geometrie der
Mannigfaltigkeit bestimmen, sind
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© Andreas Müller, August 2007
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