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Astro-Lexikon Q 3 Quantenvakuum
Unter diesem Begriff versteht man den Vakuumzustand der Quantenphysik, den Zustand niedrigster Energie. Diese Nullpunktsenergie ist immer größer als null, d.h. selbst wenn sich makroskopisch in einem physikalischen System 'scheinbar nichts tut', so ist es mikroskopisch 'immer in Bewegung'. Somit hat die Quantentheorie das Bild von der Natur auch hinsichtlich des Vakuums revolutioniert. Nichts Etwas weltlicher formuliert verbirgt sich hinter dem Quantenvakuum das Nichts. Die Quantentheorie entlarvt das Nichts als ein komplexes, strukturreiches Gebilde. Es stellt sich heraus, dass es prinzipiell unmöglich ist, einen Raumbereich völlig von Teilchen zu entleeren. Das widerspricht selbstverständlich jeder klassischen Denkweise - ist jedoch quantenphysikalisch richtig und erklärbar. In (nicht nur) diesem Aspekt bietet die Quantenphysik interessante Anknüpfungspunkte für eine philosophische Debatte. Lösen der Bewegungsgleichung Der genaue Zahlenwert für den niedrigsten Energiezustand (Grundzustand) hängt vom betrachteten Quantensystem ab. Die möglichen Zustände eines Quantensystems werden durch Wellenfunktionen dargestellt, die üblicherweise mit dem griechischen Buchstaben Ψ (Psi) symbolisiert werden. Die Physiker erhalten die Wellenfunktionen durch Lösung der Bewegungsgleichung des Systems. Dies kann eine Schrödinger-Gleichung, eine Klein-Gordon-Gleichung, eine Soliton-Gleichung oder eine andere Differentialgleichung sein. Die Wellenfunktionen konstituieren dann das Spektrum des betrachteten Problems, das in Vakuumzustände und angeregte Zustände eingeteilt wird. Die Vakuumzustände sind Zustände niedrigster Energie und besonders stabil. Observable & Vakuumerwartungswert In der Quantentheorie gibt es eine Zuordnung zwischen dem Messwert (Observable), und dem Erwartungswert. Sie sind wohl definiert und führen auf den hier zentral zu diskutierenden Vakuumerwartungswert. Beispiel: der harmonische Oszillator
Der harmonische Oszillator der Quantenmechanik ist ein einfaches Modellsystem, das diese Eigenschaft zeigt: die Eigenwerte
des Hamilton-Operators, der die Energie im System beschreibt, verrät die möglichen energetischen Zustände des Systems. Sie
sind quantisiert, d.h. es können nur diskrete Werte (Energiestufen) angenommen werden und nicht beliebige Werte eines
Kontinuums. Der energetisch tiefstmögliche Zustand besitzt eine von null verschiedene Energie, die gerade 0.5 × h/(2π)
× ω ist (h: Plancksches Wirkungsquantum, ω: Kreisfrequenz). Der harmonische Oszillator vollführt dann eine
Nullpunktsschwingung. Vakuumfluktuationen Gemäß der Heisenbergschen Unschärferelation kann man bei der Interpretation als Energie-Zeit-Unschärfe dem Vakuum für sehr kurze Zeit Energie entziehen. Aus diesen Energieportionen können sich virtuelle Teilchenpaare bilden, bestehend aus Teilchen (z.B. Elektron) und zugehörigem Antiteilchen (z.B. Positron), die nach Verrinnen der kurzen Zeiten wieder verschwinden. Diesen Vorgang nennt man auch Vakuumpolarisation. Das Quantenvakuum ist also bildlich gesprochen ein 'ständig brodelnder See aus Teilchen und Antiteilchen', die entstehen und vergehen. Ein anderer, oft bemühter Begriff ist der der Vakuumfluktuationen. Aus virtuell werde real
Unter bestimmten Bedingungen (weitere Energiezufuhr, weitere Partner für Impulsübertrag) können diese virtuellen
Teilchen materialisieren. Genau dieser Prozess findet wohl auch bei der Bildung von Hawking-Strahlung
am Ereignishorizont Schwarzer Löcher statt. Dieses bisher rein theoretisch
abgeleitete Phänomen folgt aus einer semiklassischen Berechnung, d.h. die Allgemeine Relativitätstheorie
wird mit Erkenntnissen aus der Quantenphysik verquickt - allerdings ohne eine konsistente Quantisierung des
Gravitationsfeldes. Quantenvakuum in der Quantenkosmologie Für die Quantenkosmologie ist das Quantenvakuum von besonderer Relevanz, weil sich daraus ein mikroskopisches Universum gebildet haben könnte, das über den Mechanismus der Inflation sehr schnell sehr groß wurde. experimenteller Nachweis des Quantenvakuums gelungen! Im Casimir-Effekt ist das Quantenvakuum experimentell nachgewiesen worden. Zwischen zwei Metallplatten ('Kastenproblem') fehlen bestimmte Moden (= Anregungszustände) virtueller Photonen, so dass der Quantendruck von außen, wo alle Moden existieren können, überwiegt und die Casimir-Kraft die Platten zusammendrückt (mehr Einzelheiten unter Casimir-Effekt). falsches Vakuum
Unter einem falschen Vakuum versteht man in der Diskussion von Higgs-Mechanismen
Gebiete, die sich nach einer Symmetriebrechung ausbilden und endlichen Vakuumerwartungswert
für das Higgs-Feld haben. Mit den falschen Vakua sind topologische Defekte verknüpft, in denen
Energie 'topologisch eingeschlossen' ist. In vielfältiger Ausprägung (kosmische Strings, kosmische
topologische Defekte mit dem Charakter Dunkler Energien) können diese
Defekte von hoher Relevanz für die Kosmologie sein. Manifestiert sich das Vakuum kosmologisch als Dunkle Energie? Die Dunkle Energie dominiert die späte Dynamik des Kosmos, wie es in unserem unmittelbaren, d.h. lokalen Universum der Fall ist. Sie macht mehr als zwei Drittel aller Energieformen im Kosmos (neben Dunkler Materie und baryonischer Materie) aus. Aber die Natur der Dunklen Energie ist ungeklärt! Als bislang beste Erklärung bietet sich das Quantenvakuum an, das sich auf der großen, globalen Skala des Kosmos in der Gestalt einer Dunklen Energie beschreiben lassen könnte. An sich eine paradoxe Vorstellung: Das Nichts soll für eine beschleunigte Expansion des Universums sorgen! Aber auf der kleinen Skala ist die Dunkle Energie schwach und irrelevant. Die mathematischen Details dieser attraktiven Hypothese sind allerdings unklar, zumal eine erste Berechnung große Unstimmigkeiten zutage gebracht hat. Quantenzahlen
Als Quantenzahlen bezeichnen die Physiker sämtliche quantisierte Eigenschaften (Freiheitsgrade) eines Teilchens oder quantisierten Systems (Ein-, Zwei-, Mehrteilchensysteme). So finden wir Quantenzahlen Der tiefer liegende Zusammenhang, der eine Verwendung von Quantenzahlen rechtfertigt, ist die Quantisierung physikalischer Größen, die die Quantentheorie aufdeckte. Kennt man das Quant, also die kleinstmögliche Einheit der betreffenden physikalischen Größe, so genügt die Angabe einer Zahl, nämlich des Vielfachen dieser Einheit, die Quantenzahl, um den Zustand des Systems eindeutig zu charakterisieren. In der Regel beschreiben erst viele Quantenzahlen, die unterschiedlichen Eigenschaften zugeordnet sind, ein Teilchen oder System eindeutig. Also charakterisieren Quantenzahlen erst ein Teilchen, ein Organisationsprinzip, um Ordnung in den Teilchenzoo zu bringen. Genau diese Methode wenden die Teilchenphysiker dem Particle Physics Booklet an. Es handelt sich um eine Art 'Teilchenkatalog', der alle Teilchen namentlich vorstellt und dann ihre Eigenschaften in Form von Quantenzahlen listet. Beispiele für Quantenzahlen
Regel für Quantenzahlen Allgemein gilt immer: Die Quantenzahl eines zusammengesetzten Teilchens oder Systems ist die Summe der Quantenzahlen seiner Konstituenten. Ein Beispiel für diese Regel wird bei den Hyperonen anhand der Seltsamkeit vorgestellt. gute Quantenzahlen 'Gute' Quantenzahlen sind erhalten. Das ist eine wunderbare Eigenschaft, weil sie viele Rechnungen erleichtert. Aber da ist noch mehr: Diese Erhaltung von Quantenzahlen steht in Zusammenhang mit Symmetrien (auch Noether-Theorem). Auf der Basis der Gruppentheorie haben die theoretischen Physiker einen sehr eleganten, mathematischen Apparat gefunden. Das legt eine profunde Sicht auf die Natur frei: Gruppenstruktur, Symmetrien und Erhaltungsgrößen sind miteinander verwoben. Verknüpfungen zwischen Quantenzahlen Die Quantenfeldtheorien decken wichtige Relationen zwischen Quantenzahlen auf. Die Gell-Mann-Nishijima-Formeln (siehe unten) verknüpfen einige Quantenzahlen, wie die letzten beiden Gleichungen zeigen, nämlich entweder elektrische Ladung Q, dritte Komponente des Isospins I3, Baryonenzahl B, Seltsamkeit S, Charmness C und Bottomness B∗ oder elektrische Ladung Q, Hyperladung Y und dritte Komponente des schwachen Isospins T3: (Quelle für Zahlenwerte: Particle Physics Booklet, Stand Juli 2002) Quark-Ära
Die Quark-Ära kennzeichnet eine bestimmte frühe Entwicklungsphase des Universums, als die kosmische Urmaterie dominiert war von Quarks. Es war heiß, sehr heiß! Die typische Temperatur der Quark-Ära lag zu Beginn bei etwa 1022 Kelvin oder 109 GeV. Dieser Zustand herrschte etwa 10-23 Sekunden nach dem Urknall. In dieser Phase gab es noch keine Atomkerne, nicht einmal gebundene Zustände aus Quarks, die Hadronen (erst in der Hadronen-Ära). Diese Urmaterie war unstrukturiert und nur aus Elementarteilchen zusammengesetzt. Die Quarks waren frei und existierten zusammen mit den Austauschteilchen der starken Wechselwirkung, den Gluonen, in einem Zustand namens Quark-Gluonen-Plasma (QGP). Bei einer Temperatur von 1012 Kelvin oder 100 MeV ist das QGP noch vorhanden. Quarks & Leptonen Neben dem primordialen QGP gab es freie Leptonen, wie Elektronen, Positronen, Myonen und Neutrinos. Alle diese Elementarteilchen wurden am Ende der GUT-Ära erzeugt, als die superschweren X-Bosonen und Y-Bosonen zerfallen waren. Asymmetrie als Voraussetzung für unsere Existenz Dabei stellte sich ein geringfügiges, aber hochrelevantes Missverhältnis zwischen Teilchen und Antiteilchen ein. Diese Asymmetrie ist wichtig, damit verständlich wird, weshalb es überhaupt baryonische Materie im Universum gibt (siehe Baryogenese). Es wurde kalt, zu kalt! Als das Universum etwa 10-5 Sekunden alt war und eine Temperatur von 200 MeV erreichte, konnten die Quarks nicht länger als freie Teilchen existieren. Sie schlossen sich zu Zweier- (Mesonen) und Dreiergruppen (Baryonen) zusammen (beide Teilchengruppen als Hadronen subsumiert). Diesen Phasenübergang nennt man QCD-Phasenübergang (engl. QCD freezeout) oder Quark-Hadron-Übergang. Er markiert das Einsetzen des Quark confinements, wo also die Quarks in Teilchenverbänden eingeschlossen wurden. Dieser Vorgang war abgeschlossen, als das Universum eine Sekunde alt wurde. Dann konnten die Baryonen in der Epoche der primordialen Nukleosynthese schließlich die ersten leichten Atomkerne bilden. Quark-Gluonen-Plasma
Das Quark-Gluonen-Plasma (QGP) ist eine besondere und exotische Materieform, wie sie unter normalen, irdischen Bedingungen nicht vorkommt. Dieses Plasma besteht aus quasi-freien Quarks und Gluonen. Die Existenz des QGPs wurde vom Standardmodell der Teilchenphysik und der Quantenchromodynamik (QCD) vorhergesagt. extreme Bedingungen Allerdings bildet sich das Quark-Gluonen-Plasma nur unter extremen Bedingungen: Entweder muss die Materiedichte enorm hoch sein, und etwa fünf- bis zehnfache Kernmateriedichte, entsprechend 1.3 bis 2.5 × 1015 g cm-3, betragen. Oder die Temperatur muss extrem hoch sein, bei etwa 1012 Kelvin! Das ist fast 70000mal heißer als im Mittelpunkt der Sonne! Mittlerweile ist das Quark-Gluonen-Plasma 'künstlich' in Teilchenbeschleunigern hergestellt und gesichert experimentell nachgewiesen worden. Über Quarks und Gluonen
Das erstaunliche am QGP ist, dass die Quarks in freier Form existieren können. Unter normalen Bedingungen sind sie
als Hadronen gebunden. Gebunden zu Zweiergruppen nennt man sie Mesonen,
in Dreiergruppen Baryonen. Mittlerweile wurden sogar Quarks in Vierergruppen (Tetraquark)
und Fünfergruppen (Pentaquark) experimentell nachgewiesen. Welche Prognose gibt die Theorie? Die Gleichungen der Quantenchromodynamik im Regime starker Kopplung lassen sich durch die Gittereichtheorie lösen. Dabei wird die Theorie auf einem euklidischen Raum-Zeit-Gitter diskretisiert - ein Verfahren, das übrigens Lösungsverfahren in der Hydrodynamik und Magnetohydrodynamik ähnelt (siehe auch AMR). Die Rechnungen der Gitter-QCD haben ergeben, dass der Phasenübergang bei 173±15 MeV (oder etwa eine Billion Kelvin) stattfindet (z.B. F. Karsch, hep-lat/0412038). Wir heizen auf - was geschieht? Aufheizen bricht die Atomkerne in Nukleonen auf. Die Hitze stellt auch Energie zur Verfügung, die es gestattet, aus dem Quantenvakuum Teilchen entstehen zu lassen: vor allem Pionen. In diesem Stadium gibt es demnach Nukleonen und dazwischen Pionen. Schließlich überlappen die Pionen mit den Nukleonen, so dass es insgesamt zu einem Netzwerk aus Quarks, Antiquarks und Gluonen kommt. Am Ende füllt dieses Netzwerk den ganzen Raum aus - ein Zustand, den man Perkolation (lat. percolo: 'vollenden') nennt - und man erhält das heißes QGP. Wir pressen zusammen - was geschieht? Beim Komprimieren von Materie gibt es einen vergleichbaren Überlappungseffekt wie soeben beschrieben, nur dass sich danach ein kaltes QGP ausbildet. natürliches Vorkommen des QGPs Die Extrembedingungen, mehrfache Kernmateriedichte und ein Billion Kelvin hohe Temperaturen, findet man in der Natur nach aktuellem Kenntnisstand nur in zwei Fällen. Im Universum, etwa eine Mikrosekunde nach dem Urknall, als der Feuerball noch klein und heiß genug war, erwarten die Physiker ein heißes QGP. Hingegen erwarten sie im Innern von kompakten Objekten, nämlich bei den Neutronensternen oder eventuell auch bei Quarksternen, dass ein kaltes QGP im Innern entsteht So stellen Physiker das QGP künstlich her
Die Physiker versuchten schon seit einiger Zeit das QGP experimentell in Teilchenbeschleunigern herzustellen. In einigen wenigen
Aspekten entspricht dieses Experiment einem Urknall im Labor. Dazu benutzen die Teilchenphysiker schwere Ionen, wie Gold-
oder Bleiionen. Diese Elemente enthalten besonders viele Teilchen im Atomkern, etwa 200 dieser so genannten Nukleonen
pro Atomkern. Schwere Elemente eignen sich für diese Experimente, weil sie bereits viele Teilchen für einen Zusammenstoß
mitbringen, hohe Bewegungsenergien besitzen, wenn sie beschleunigt werden (kinetische Energie wächst linear mit der
Masse) und einen größeren Querschnitt zur Kollision haben. Die schweren Ionen werden aufeinander geschossen und sollen
für extrem kurze Zeiten das QGP in einem winzigen Raumpunkt erzeugen: die so genannte Energiedichte ist die
zentrale Größe in der Teilchenbeschleunigerphysik. Ziel ist es in einem kleinen Volumen viel
Energie (in Form von schnellen Teilchen) zu deponieren. Bei einer Kollision von einem Goldion
auf ein anderes werden auf einmal 400 Nukleonen in einem winzigen Würfel der Kantenlänge von einem Femtometer
(10-13 cm) vereinigt. Die Temperaturen dabei sind enorm hoch und betragen etwa 1.8 × 1012 Kelvin!
Kurzzeitig entsteht ein so genannter nuklearer Feuerball. Das klingt dramatisch, aber die totale Energie
(etwa 200 GeV pro Nukleonenpaar) ist nicht viel größer, als diejenige kinetische Energie,
die frei wird, wenn eine Augenwimper aus einer Höhe von 60 Zentimetern auf den Boden fällt! Unfall zweier Pfannkuchen
Erste Hinweise auf die Bildung des Quark-Gluonen-Plasmas gab es schon an der europäischen Teilchenbeschleunigeranlage
CERN, wie im Jahr 2000 bekannt gegeben wurde. Der gesicherte
Nachweis gelang am US-amerikanischen Teilchenbeschleuniger RHIC, dem
Relativistic Heavy Ion Collider. Hier nutzen die Physiker zur Herstellung des QGP einen 2.4 Meilen umfassenden Ring,
an dem es sechs (magnetisch geführte) Kreuzungspunkte gibt. An den Kreuzungen können sich die Teilchenkollisionen
ereignen. Die Atomkerne erreichen relativistische Geschwindigkeiten, also Geschwindigkeiten,
die mit der Vakuumlichtgeschwindigkeit (knapp 300000 km/s) vergleichbar sind. Aufgrund der Gültigkeit der
Speziellen Relativitätstheorie und der damit verbundenen Lorentz-Kontraktion
erscheinen die an sich (im Ruhesystem) kugeligen Kerne im Laborsystem
stark abgeflacht in Bewegungsrichtung. Die Kollision findet demnach eher zwischen zwei scheibenartigen Gebilden (Fachausdruck
pancakes, also 'Pfannkuchen') statt. In der Theorie kann die Kollision schwerer Atomkerne mit den Methoden der
Hydrodynamik beschrieben werden. Damit können die experimentellen Daten gut wiedergegeben
werden. Durchbruch am Teilchenbeschleuniger RHIC
Im Jahr 2004 wurde eine Erfolgsmeldung verbreitet: Am Teilchenbeschleuniger RHIC konnte mit den
Detektoren PHENIX und STAR das Quark-Gluonen-Plasma nachgewiesen werden! fundamentales Verständnis der Natur Aus diesen experimentellen Erfolgen der Teilchenphysik ergeben sich bestimmt vorerst keine industriellen Anwendungen, die den neuen Materiezustand zu nutzen vermögen. Denn dafür sind die Herstellungsbedingungen zu extrem und das QGP zu kurzlebig. Aber es bedeutet einen Durchbruch sowohl für die experimentelle, als auch die theoretische Kernphysik. Die Erforschung der starken Wechselwirkung ist nun unter völlig neuen Voraussetzungen möglich. Es ist insbesondere ein Erfolg der Quantenchromodynamik, deren Prognose bestätigt werden konnte. Die Herstellung und Vermessung des QGPs auf der Erde kommen auch der Astronomie zugute, weil sich aus den Experimenten neue Beschränkungen für das frühe Universum und das Innere von Neutronensternen ergeben. Letztendlich nutzen diese Entdeckungen der ganzen Physik, weil sie in ein neuartiges Verständnis der fundamentalen Wechselwirkungen und dem Aufbau der Materie münden. Literatur
Quarks
Quarks sind neben den Leptonen dem Standardmodell der Teilchenphysik folgend die fundamentalen Bausteine der Materie. Die Physiker sind derzeit überzeugt, dass sie nicht mehr teilbar sind und keine weitere Substruktur aufweisen. Im Prinzip ist das ein moderner Atomismus im Sinne Demokrits. Diese Eigenschaft umreißt man mit dem Begriff 'Punktförmigkeit' und muss dabei wissen, dass idealisierte Punkte an sich nicht mit der Quantentheorie verträglich sind. Denn das Heisenbergsche Unschärfeprinzip verbietet die Existenz idealisierter Punkte. Ursprung des Wortes 'Quark' Die Etymologie des Namens Quark geht auf den amerikanischen Elementarteilchenphysiker Murray Gell-Mann (*1929) zurück: er entlehnte dem Roman Finnegans Wake (1939) des irischen Dichters James Joyce diesen Begriff. Dort heißt es gleich zu Anfang eines dreizehnzeiligen Gedichts: 'Three quarks for Muster Mark! [...]'. Der Begriff quark war hier ein onomatopoetisches Kunstwort, dass Joyce in Anlehnung an die Laute einer Krähe wählte und das sich auf andere Worte im Vers des Gedichts reimte. sechs Quarks Die drei Quarks passten hervorragend zur damals bekannten Zahl subatomarer Partikel, die die Nukleonen konstituieren. Erst später stellte sich heraus, dass es insgesamt sechs Quarks gibt, die alle experimentell nachgewiesen werden konnten (zuletzt, 1995, das schwerste Quark, das top-Quark). Eigenschaften der Quarks
Vom physikalischen Standpunkt handelt es sich bei den Quarks um punktförmige Fermionen
mit Spin 1/2, die Träger drittelzahliger elektrischer Elementarladungen
(+2/3 oder -1/3) und der so genannten Farbladung sind. Die 'Farbe', zu verstehen als hypothetisches
Merkmal (nicht als tatsächliche Färbung!), ist ein weiterer Freiheitsgrad und begründete gerade den Namen der
Quantenchromodynamik (QCD) (grch. chroma: Farbe). Die Farbladung ist gewissermaßen
ein Analogon zur elektrischen Ladung und ein weiteres Unterscheidungsmerkmal für Teilchen. Massen und Ladungen der Quarks
(Quelle: CERN-Homepage, Stand August 2002) Das top-Quark wurde aufgrund seiner hohen Masse erst 1995 am FERMILAB experimentell nachgewiesen. Ebenfalls am FERMILAB wurde bereits 1977 das bottom-Quark entdeckt. Willkommen im Hadronenzoo Alle Hadronen bestehen aus Quarks, deren Unterklassen, die Baryonen aus drei und die Mesonen aus zwei Quarks. Neuerdings sind neue Teilchen dazu gekommen, die aus mehreren Quarks bestehen. So kennt man mittlerweile das Tetraquark, das aus vier Quarks besteht und das Pentaquark, das sich sogar aus fünf Quarks zusammensetzt. freie Quarks Unter normalen, d.h. irdischen, Bedingungen ist die chirale Symmetrie gebrochen und die Quarks sind eingeschlossen (confinement) und nur asymptotisch frei. Bei hohen Temperaturen ab etwa 170 MeV oder bei hohen Drücken wird jedoch die chirale Symmetrie restauriert: die Quarks (und Gluonen) sind quasi-frei (deconfinement), und es entsteht eine neue Materiephase, die Quark-Gluonen-Plasma (QGP) heißt. Von diesem Zustand stark wechselwirkender Materie glaubt man, dass er im Innern von Neutronensternen, Magnetaren und Quarksternen realisiert ist. Auch Sekundenbruchteile nach der Entstehung unseres Universums im Urknall war das Milieu in einem geeigneten Zustand in Dichte und Temperatur, um das QGP hervorzubringen. 2004 wurde experimentell das QGP am Teilchenbeschleuniger RHIC nachgewiesen.
© Andreas Müller, August 2007
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IndexA
AbbremsparameterADAF ADD-Szenario ADM-Formalismus AdS/CFT-Korrespondenz AGB-Stern Äquivalenzprinzip Akkretion Aktiver Galaktischer Kern Alfvén-Geschwindigkeit Alfvén-Zahl Allgemeine Relativitätstheorie Alpha-Zerfall AMR anthropisches Prinzip Antigravitation Antimaterie Apastron Apertursynthese Aphel Apogäum Astronomie Astronomische Einheit asymptotisch flach Auflösungsvermögen Axion AXP B
Balbus-Hawley- InstabilitätBardeen-Beobachter Baryogenese Baryonen baryonische Materie Bekenstein-Hawking- Entropie Beobachter Beta-Zerfall Bezugssystem Bianchi-Identitäten Big Bang Big Bounce Big Crunch Big Rip Big Whimper Birkhoff-Theorem Blandford-Payne- Szenario Blandford-Znajek- Mechanismus Blauverschiebung Blazar BL Lac Objekt Bogenminute Bogensekunde Bosonen Bosonenstern Boyer-Lindquist- Koordinaten Bran Brans-Dicke- Theorie Brauner Zwerg Brill-Wellen Bulk C
Carter-KonstanteCasimir-Effekt Cauchy-Fläche Cepheiden Cerenkov-Strahlung Chandrasekhar-Grenze Chaplygin-Gas Chiralität Christoffel-Symbol CMB CNO-Zyklus Comptonisierung Cosmon C-Prozess D
Deep FieldsDerricks Theorem de-Sitter- Kosmos DGP-Szenario Diffeomorphismus differenzielle Rotation Distanzmodul Dodekaeder-Universum Doppler-Effekt Drei-Kelvin-Strahlung Dunkle Energie Dunkle Materie E
Eddington-Finkelstein- KoordinatenEddington-Leuchtkraft Effektivtemperatur Eichtheorie Einstein-Ring Einstein-Rosen- Brücke Einstein-Tensor Eisenlinie Eklipse Ekliptik Ekpyrotisches Modell Elektromagnetismus Elektronenvolt elektroschwache Theorie Elementarladung Energie Energiebedingungen Energie-Impuls-Tensor Entfernungsmodul eos eos-Parameter Epizykel Ereignishorizont erg Ergosphäre eV Extinktion Extradimension extragalaktisch extrasolar extraterrestrisch Exzentrizität F
FalschfarbenbildFanaroff-Riley- Klassifikation Faraday-Rotation Farbindex Farbladung Farbsupraleitung Feldgleichungen Fermi-Beschleunigung Fermionen Fermionenstern Fernparallelismus Feynman-Diagramm FFO FIDO Flachheitsproblem FLRW-Kosmologie Fluchtgeschwindigkeit Frame-Dragging f(R)-Gravitation Friedmann-Weltmodell G
Galaktischer Schwarz-Loch-KandidatGalaxie Gamma Ray Burst Gamma-Zerfall Geodäte Geometrisierte Einheiten Geometrodynamik Gezeitenkräfte Gezeitenradius Gluonen Grad Granulation Gravastern Gravitation Gravitationskollaps Gravitationskühlung Gravitationslinse Gravitationsradius Gravitations- rotverschiebung Gravitationswellen Gravitomagnetismus Graviton GRBR Große Vereinheitlichte Theorien Gruppe GUT GZK-cutoff H
HadronenHadronen-Ära Hamilton-Jacobi- Formalismus Harvard-Klassifikation Hauptreihe Hawking-Strahlung Hawking-Temperatur Helizität Helligkeit Herbig-Haro- Objekt Hertzsprung-Russell- Diagramm Hierarchieproblem Higgs-Teilchen Hilbert-Raum Hintergrundmetrik Hintergrundstrahlung HLX HMXB Holostern Homogenitätsproblem Horizont Horizontproblem Horn-Universum Hubble-Gesetz Hubble-Klassifikation Hubble-Konstante Hydrodynamik hydrostatisches Gleichgewicht Hyperladung Hypernova Hyperonen I
ICInertialsystem Inflation Inflaton intergalaktisch intermediate-mass black hole interplanetar interstellar Isometrien Isospin Isotop ITER J
JahreszeitenJansky Jeans-Masse Jet K
Kaluza-Klein-TheorieKaup-Grenzmasse Kaonen Kataklysmische Veränderliche Keine-Haare- Theorem Kepler-Gesetze Kerr-de-Sitter- Lösung Kerr-Lösung Kerr-Newman- de-Sitter- Lösung Kerr-Newman- Lösung Kerr-Schild- Koordinaten Killing-Felder Killing-Tensor K-Korrektur Koinzidenzproblem Kollapsar Kompaktes Objekt Kompaktheit Kompaktifizierung Kompaneets-Gleichung konforme Transformation Kongruenz Koordinatensingularität Kopenhagener Deutung Korona Korrespondenzprinzip Kosmische Strahlung Kosmische Strings Kosmographie Kosmologie Kosmologische Konstante Kosmologisches Prinzip kovariante Ableitung Kovarianzprinzip Kreisbeschleuniger Kretschmann-Skalar Krümmungstensor Kruskal-Lösung Kugelsternhaufen L
LaborsystemLadung Lagrange-Punkte Lambda-Universum Lapse-Funktion Laserleitstern Lense-Thirring- Effekt Leptonen Leptonen-Ära Leptoquarks Leuchtkraft Leuchtkraftdistanz Levi-Civita- Zusammenhang Licht Lichtjahr Lichtkurve Lie-Ableitung Linearbeschleuniger LINER Linienelement LIRG LMXB LNRF Lokale Gruppe Loop-Quantengravitation Lorentz-Faktor Lorentzgruppe Lorentzinvarianz Lorentz-Kontraktion Lorentz-Transformation Lundquist-Zahl Luxon M
Machscher KegelMachsches Prinzip Machzahl Magnetar magnetische Rotationsinstabilität Magnetohydrodynamik Magnitude marginal gebundene Bahn marginal stabile Bahn Markariangalaxie Maxwell-Tensor Membran-Paradigma Mesonen Metall Metrik Mikroblazar Mikrolinse Mikroquasar Milchstraße Minkowski-Metrik Missing-Mass- Problem mittelschwere Schwarze Löcher MOND Monopolproblem Morphismus M-Theorie Myonen N
NeutrinoNeutronenreaktionen Neutronenstern Newtonsche Gravitation No-Hair-Theorem Nova Nukleon Nukleosynthese Nullgeodäte O
ÖffnungOlbers-Paradoxon O-Prozess Oppenheimer-Volkoff- Grenze optische Tiefe Orthogonalität P
ParadoxonParalleluniversum Parsec partielle Ableitung Pauli-Prinzip Penrose-Diagramm Penrose-Prozess Pentaquark Periastron Perigäum Perihel periodisch persistent Petrov-Klassifikation PG1159-Sterne Phantom-Energie Photon Photonenorbit Photosphäre Pion Pioneer-Anomalie Planck-Ära Planckscher Strahler Planck-Skala Planet Planetarische Nebel Poincarégruppe Poincaré- Transformation Polytrop Population Post-Newtonsche Approximation Poynting-Fluss pp-Kette p-Prozess Prandtl-Zahl primordiale Schwarze Löcher Prinzip minimaler gravitativer Kopplung Protostern Pseudo-Newtonsche Gravitation Pulsar Pulsierendes Universum Pyknonukleare Reaktionen Q
QPOQuant Quantenchromodynamik Quantenelektrodynamik Quantenfeldtheorie Quantengravitation Quantenkosmologie Quantenschaum Quantensprung Quantentheorie Quantenvakuum Quantenzahlen Quark-Ära Quark-Gluonen- Plasma Quarks Quarkstern Quasar quasi-periodisch Quasi-periodische Oszillationen Quelle Quintessenz R
RadioaktivitätRadiogalaxie Radion Randall-Sundrum- Modelle Randverdunklung Raumzeit Rayleigh-Jeans- Strahlungsformel Ray Tracing Reichweite Reionisation Reissner-Nordstrøm- de-Sitter- Lösung Reissner-Nordstrøm- Lösung Rekombination relativistisch Relativitätsprinzip Relativitätstheorie Renormierung Reverberation Mapping Reynolds-Zahl RGB-Bild Ricci-Tensor Riemann-Tensor Ringsingularität Robertson-Walker- Metrik Robinson-Theorem Roche-Volumen Röntgendoppelstern Roter Riese Roter Zwerg Rotverschiebung Rotverschiebungsfaktor r-Prozess RRAT RR Lyrae-Sterne Ruhesystem S
Schallgeschwindigkeitscheinbare Größe Schleifen- Quantengravitation Schwache Wechselwirkung Schwarzer Körper Schwarzer Zwerg Schwarzes Loch Schwarzschild-de-Sitter- Lösung Schwarzschild-Lösung Schwarzschild-Radius Schwerkraft Seltsamer Stern Seltsamkeit Seyfert-Galaxie Singularität skalares Boson SNR Soft Gamma-Ray Repeater Sonne Spektraltyp Spezialität Spezielle Relativitätstheorie Spin Spin-Netzwerk Spinschaum Spin-Statistik-Theorem Spintessenz s-Prozess Standardkerzen Standardmodell Standardscheibe Starke Wechselwirkung Statisches Universum Staubtorus Stefan-Boltzmann- Gesetz stellare Schwarze Löcher Stern Sternentstehung Strange Star Stringtheorien Subraum Supergravitation supermassereiche Schwarze Löcher Supernova Supernovaremnant Superstringtheorie Supersymmetrie Symbiotische Sterne Symmetrie Symmetriebrechung Symmetriegruppe Synchrotron Synchrotronstrahlung Synchrozyklotron T
TachyonTagbogen Tardyon Teilchen Teilchenbeschleuniger Tensorboson Tensoren Tetraden Tetraquark TeVeS Thermodynamik thermonukleare Fusion Tiefenfeldbeobachtung Tierkreis TNO Topologie topologische Defekte Torsionstensor Trägheit transient Transit Triple-Alpha-Prozess T Tauri Stern Tunneleffekt U
ULIRGULX Unifikation Unitarität Universum Unruh-Effekt Urknall V
VakuumVakuumstern Vektorboson Velapulsar Veränderliche Vereinheitlichung Viele-Welten- Theorie VLA VLBI VLT VLTI Voids VSOP W
Walker-Penrose- TheoremWeakonen Weinberg-Winkel Weiße Löcher Weißer Zwerg Wellenfunktion Weylsches Postulat Weyl-Tensor Wheeler-DeWitt- Gleichung Wiensche Strahlungsformel Wilson-Loop WIMP Wolf-Rayet-Stern w-Parameter Wurmlöcher X
X-BosonenX-Kraft X-ray burster Y
Y-BosonenYerkes- Leuchtkraftklassen YSO Yukawa-Potential Z
ZAMOZeit Zeitdilatation Zodiakallicht Zustandsgleichung Zustandsgröße Zwerge Zwergplanet Zwillingsparadoxon Zyklisches Universum Zyklotron |